Was man an so einem Tag macht, dürfte klar sein, nur wo man es macht
steht in den Sternen. Weil ich mich auch nicht wirklich um irgendwas
gekümmert habe, sitze ich Freitagnachmittag zu Hause und verpasse den
so genannten vier-Uhr-Zug nur um wenige Minütchen, Prost, uppjemacht!
Da sich sonst nichts bietet, versuche ich erst gar nicht krampfhaft
irgendwas furchtbar tolles machen zu wollen, würde ja sowieso in die
Hose gehen, also stelle ich mich auf einen geschmeidigen Abend auf der
Couch ein, mit anständiger Musik: Mit meiner! Kann ich nämlich
aufdrehen bis zum abwinken, weil mein Mädel erst nach Hause essen will,
und danach zu datt Nadine noch mehr essen oder so. Ja, viel Spaß. Ohne
mich.
Naja, Klitsch erzählt, dass ich doch unmöglich zu Hause bleiben kann und
bietet an, dass ich mitkommen kann zu einer Privatparty zu Hause beim
DJ von der Studentendisco „Ding“, weil da einer abgesprungen ist und
ich an seiner Stelle mitgehen darf. Hö! Darf! Ein bisschen Popmusik
hören… Ich bin ja auch ein ziemlicher Popmusikfetischist, möchte ich so
sagen!
Eieiei! Ausgezeichnet! Da bin ich dabei.
Also husch ab zum Klitsch, da sitzt der Saudi seit einer Woche rum, und
zusammen gehen die zwei abends schön artig uppmachen, und zwar nicht zu
knapp, so richtig mit allem drum und dran, mit ablegen und so, und das
obwohl der Klitsch jeden Tag an die Schaufel muss Fische verkoofen!
Gestatten: Der MÄCHTIGE KLITSCH!
Nebenbei, Gottspruch von Klitschs Mädel: „Nö, merkt man so überhaupt
nicht, das ihr euer Leben lang Billigbier gesoffen habt…“ …wie? Watt
soll datt denn bitteschön heißen?
Egal, auf zu dem Typen in die Wohnung im Norden von Köln, da rennen
viele Leute in schicken Klamotten rum, da bin ich mit Kapuzenpulli
natürlich cool underdressed! Für schlappe sechs Euronen kann man da
frisch gezapftes süppeln bis zum absoluten abwinken, und kriegt noch
ein Buffet mit mehreren Gängen serviert. Cool! Also auf zur Tat!
Erstmal alle kennen lernen, ordentlich paar Bier trinken, und zum ersten
Mal erlebe ich, das Leute bei „Dinner for One“ Tränen lachen! Ich brech
ab. Um Mitternacht geht es auf den Dorfplatz oder so was, wo ewig viele
Leute total lustig ein paar Knaller und Raketen zünden. Hui, so einfach
haben erwachsene Menschen Spaß! Piff paff! Applaus! Super, jippie!
Nebenbei schlägt eine Rakete quer und einem Mädel an der Wange vorbei.
Na, das hätte auch ins Auge gehen können (hundert Euro in die
Flache-Witze-Kasse!).
Wieder zurück und ab ans Fässchen, und siehe da, Popmusik ist die beste
Musik wo gibt! Da kann man prima zu abspasseln. Klitschs Frau, datt
Susi, macht Haia, und wir machen upp. Hm, eigentlich gar nicht so
schlecht, alles geht relativ gesittet zu, alle tanzen in der Gegend
rum, und nur selten geht mal ein Gläschen zu Bruch. Wenn jetzt hier
vernünftige Musik laufen würde, und man sich mit den Leuten über
jescheite Themen unterhalten könnte wie Punkrock, Metal, Titten und
Bier, und nicht über Familienplanung, Arbeitszeiten und Karriere, dann
wäre das hier der Himmel auf Erden. Naja, unterhalten ist relativ. Eher
gegenseitig irgendwas ins Ohr lallen.
Egal, gegen morgen haut der mächtige Klitsch mit seiner Lady ab zu ihr
nach Hause, und Saudi und ich versuchen noch irgendwo ne Party
aufzutun, aber außer dem überlaufenen scheiß Venuscellar ist nichts
mehr offen. Er also in die Haia, ich zur Bahnstation, und wer hätte das
gedacht, ich schlafe beim warten in der Kälte im sitzen ein. Aufwachen,
ab zu Klitschs Hütte dem Tod durch erfrieren entgehen, aber Saudi hat
den Schlüssen von innen stecken und ist nicht wach zu kriegen. Super!
Also schön im Fahrstuhl aufwärmen, klappt ja gar nicht mal so gut, und
ab nach Hause.
Kaum hab ich die Augen zu, klingelt das Telefon und mein Mädel fragt ob
ich mit ins Kino will. Jau, klar, ich kann mir grade echt nichts
Schöneres vorstellen! Somit hat das neue Jahr so unglaublich spannend
angefangen, wie das alte aufgehört hat. Und WAS wir im Neuen Jahr so
machen, dürfte ja wohl klar sein. Nur wo ich es bestimmt nicht wieder
mache steht fest: Alleine im Fahrstuhl! PROST. KOLLEGE 01/05
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