Oh Gott, was eine Scheiße! Warum genau macht man so was? Nur um zu
sehen, das man ein Alkoholproblem hat, und keine Lust was dagegen zu
tun?
Also Jahresrückblicke sollten alle gleich aussehen: „Letztes Jahr gut
uppjemacht, nächstes Jahr wieder.“ Ende.
Aber na gut: Ja also ich habe keinen umgebracht, war auch artig beim
Zahnarzt und habe sogar Obst gegessen und Sport getrieben. Vielleicht
werde ich nächstes Jahr öfter mal zu Hause rum sitzen, anstatt im Regen
in der Stadt zu stehen und mich geil zu finden. Zu Hause kann man sich
genauso geil finden, und wenn es einem zu trocken wird, dann kann man
sich ja seine Frau schnappen und duschen gehen. Oder seinen Kopf in den
Kühlschrank halten und ein Bier rausfischen.
Also wenn man mal davon ausgeht, das ein Jahr so 53 Wochen zu bieten
hat, und dann auch tatsächlich ähnlich viele Wochenenden, dann sind
über 55 besuchte Konzerte, Touren und Festivals schon verdammt heiß!
Und wenn noch 30 selber gespielte Konzerte dabei kommen, dann darf man
getrost beide Däumchen hochhalten! Zumal doch nahezu jedes Mal dabei
uppjemacht wurde.
Und wieder mal bestätigt sich meine Vermutung: „Mann, bin ICH geil!“
Da kann doch höchstens jemand mit, der das irgendwie beruflich macht, so
als Tontechniker oder sowatt! Und der kann dabei nicht vernünftig
uppmachen. Obwohl: Bei manchen klingen Konzerte so, als würden sie
dabei doch kräftig öffnen! Na egal jetzt.
Tja. Was habe ich denn dieses Jahr geschafft? Lass mal überlegen.
Nichts. Aha, perfekt. Genau das wollte ich! Da kann man mal wieder
sehen: Was ich mir vornehme, das ziehe ich auch konsequent durch!
Auf der großen, gemütlichen Couch in meinem Wohnzimmer mit Balkon, mit
meinem Mädel im Arm, habe ich auf dem Großbildfernseher (…selber
Schulterklopf!) die letzte Folge der Frauenserie Sex and the City
gesehen. Allerdings schreibt Kärri Brättschoh (Schroh?) in der Serie ja
ihre „Kolumne“! Erinnert an Karla Kolumna von Benjamin Blümchen! Und
eigentlich sind Berichte ja auch nix anderes als Kolumnen. Tja, und was
lernen wir jetzt daraus?
Wenn Hexen leichter wären als Holz, dann müssen sie schwimmen, was
bedeutet, sie ist eine Hexe! Jippie! Auf den Scheiterhaufen mit ihr!
Und auf den Scheiterhaufen mit dem scheiß Internet! Das ist so, wie
damals mit der Satellitenschüssel. Zumindest für mich kleinen
Dorftrottel aus der Wallapampa! Erst gab es nur drei Programme, und als
dann endlich die Privaten sich den steinigen Weg durch den Wald nach
MORSBACH gebahnt hatten, da gab es erstmal nichts anderes als
Fernsehen. Und ehe man sich versah, war es kotzlangweilig. Genau wie
jetzt mit dem scheiß Internet. Man sitzt davor, hat praktisch auf
Knopfdruck die ganze scheiß Welt zu Füßen liegen, kann alles erfahren,
alles sehen, alles kaufen, was man will, und genau in dem Moment merkt
man immer wieder aufs Neue, dass einen die ganze verkackte Welt mal am
Arsch lecken kann.
Und dann sitzt man wieder da. Trotz dreißig Fernsehprogrammen, der
ganzen Welt des Internets und tausend Pornos weiß man nichts mit sich
anzufangen. Da liegt ja automatisch wieder die Vermutung Nahe, das die
Flasche die Einzige ist, die einen versteht. Tja, wenn saufen nicht
auch immer langweiliger werden würde!
Ich hab ja zum Glück noch eine Gitarre. Da dudel ich mir selber was vor
und hab damit immerhin schon wieder drei Minuten rumgekriegt.
Also, verflucht, was ist jetzt mit dem Jahresrückblick? Tja, also außer
dem CHEFDENKER-Stammtisch gucke ich nur bei BIERSCHINKEN.NET und
RILBFHPA.DE rein, dafür lohnt sich so n Internet ja richtig! Und Musik
höre ich, worauf ich grad Lust habe, wobei mir irgendwelche unnötigen
Sparten egal sind. Saufen sehe ich auch nicht mehr als
Pflichtveranstaltung, allgemein geht es mir gut, wenn nicht sogar sehr
gut, und des Weiteren kann mir die ganze Welt mal gestohlen bleiben.
Hm. Klingt als hätte ich ein Skateboard aufm Rücken!
Was mir jetzt eigentlich nur fehlen würde wäre ein cooler Job, nach
Möglichkeit entweder irgendwas mit Musik oder ein Job, wo man rumsitzt
und tippt. Ich werde Tippse! Cool! So richtig mit Fingernägel lackieren
und Kajal! Das wäre es! Geschminkt arbeiten können! Aber schreiben ja
kann jeder blöde Arsch. Damit kann man wohl kaum seinen Lebensunterhalt
verdienen.
Besser wäre es, wenn irgendwo ein Gitarrist aus einer Band aussteigen
würde, und die mich als Ersatz verpflichten, so wie das jetzt irgendwie
da im WIZO-Umfeld passiert ist, wo irgendein Hinz oder Kunz aus der
Provinz bei den NINE INCH NAILS ein bisschen rumschrammelt und durch
die Weltgeschichte tourt! DAS wäre es! Aber wer weiß ob datt überhaupt
stimmen tut…
Aber genug der scheiß albernen Träumereien! Es würde mir schon
vollkommen reichen, wenn ich Ende nächsten Jahres nicht immer noch im
weißen Kittel Tiefkühltruhen im Verbrauchermarkt auffüllen würde! Und
nebenbei könnte es dann auch aufhören, dass ich sinnlos Bafög-Schulden
vor mir herwälze, die nach dem Schneeballsystem leider auf Dauer nicht
kleiner werden. Komisch aber auch! Das würde mir schon vollkommen
ausreichen, um mein kleines Scheißleben weiterhin abzufeiern als wäre
das was Besonderes!
Tja. Vielleicht zeuge ich auch einen Baum, pflanze ein Buch und schreibe
ein Kind! Aber später. Viel später! So kurz bevor ich in die Kiste
hüpfe. Und vorher hätte ich ganz gerne noch ne Platte mit meinem
eigenen musikalischen Abfall rausgebracht.
Moment! Ich bin doch beim Rückblick. Das sind ja schon die scheiß
Vorsätze! Und auch die sind ja eigentlich im Nebensatz der Einleitung
schon ausreichend ausformuliert: „…nächstes Jahr wieder!“
Ja also das Wort 2004 ist zur Überraschung aller „Uppmachen“, weil so
viele Leute dieses Wort im letzten Jahr in ihren Stammwortschatz
aufgenommen haben. Knapp gefolgt von „Schere“ im uneigentlichen Sinne.
Verloren haben die Leute, die grundsätzlich alles ernsthaft scheiße
finden, und anderen damit auch noch aufn Keks gehen!
Seite des Jahres ist und bleibt die DUSCHENSEITE, weil sich dahinter
mehr als nur ein paar Knalltüten verbergen, oder nur eine Band, sondern
eine gesamte Kultur!
Tag des Jahres ist Sylvester, weil da das scheiß Jahr endlich vorbei
ist!
Ansonsten ist Sylvester ein dämlicher Tag wie jeder andere auch und
nächstes Jahr macht doch eh jeder genau den gleichen Scheiß wie jetzt
auch schon! Was, verflucht, soll man denn auch sonst machen? (Na? Wer
weiß die Antwort? Wer hat aufgepasst?)
Also, so als feierliches Schlusswort: Habt euch alle lieb und feiert ma
fleissich vor euch hin. Alles andere bringt es doch eh nicht! Prost.
KOLLEGE 12/04
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