duschen ist KEIN heavy metal
Neues Philosophie Artikel Forum Verschiedenes

Darauf hat die Welt gewartet:

Die Übermenschen im Osten
Dank Franks grandioser Planung war im Vorfeld schon alles klar.
"Wo pennen wir denn?"
"Da findet sich schon was!"
"Wir brauchen einen Bus."
"Das ist doch kein Akt!"
Für die erste Nacht bot sich zum Glück Mieschka Mayonnaise von der mächtigen Bockwurschtbude an uns aufzunehmen. Denn am Donnerstag, den ersten Abend der "Tour", wollten wir im Wild at Heart die Kinder sehen, Vorband besagte Bude.
Das war die Planung! Grandios!

Nachdem sich prompt kein Bus gefunden hatte musste Claus` Auto herhalten. So ein geräumiger Kleinwagen macht ne Menge her mit vier Leuten drin und den Instrumenten im Nacken. Go!
Während der fünf Stunden Fahrt haben wir natürlich artig die komplette Nominator-CD gehört und abgefeiert und natürlich Daddy Memphis mit dem Überhit Landjäger! So ca 100 Mal.
Gut stramm haben wir uns das Budenkonzert und die Kinder gegeben. Der mächtige Köbisch im Anzug als Sicherheitschef machte mich doch schon ein bischen geil! Außerdem ist endlich die Frage geklärt warum wir Fußball gucken: Weil Tore fallen! Nebenbei habe ich einen Landsmann aus meinem Heimatkaff, der Welthauptstadt Morsbach kennengelernt, den WSK-Merchandiser.
Hinterher sind wir alle ganz nett in der Milchbar abgestürzt, und nur der mutige Einsatz von Mieschka Mayonnaise verhinderte eine zugegeben durchaus reizvolle Partie Nacktbilliard im Hotel der Kinder.

Als ich einen Augenblick später auf Mieschkas Couch aufwachte lagen neben mir der Benny und der Frank. Der Benny lag zwischen den Sofakissen und hatte weder Decke noch Kissen während Frank gemütlich zugedeckt auf einem weichen Kissen schlummerte und keinen Zentimeter Platz verschenkte.
Der Claus war die Nacht über Punkten. Die Frau allerdings hatte Claus gegenüber sofort ungefragt klargestellt:
"Aber Arschficken ist nicht. Dafür kennen wir uns zu wenig."
Alles klar. Das musste Claus natürlich die nächsten Tage bei jeder sich NICHT bietenden Gelegenheit groß und breit aufs neue zum Besten geben. Mieschka erzählte uns, dass es nur den heutigen Gig geben wird weil der für Samstag geplante ausgefallen ist.
Also auf zu unserem einzigen und ewig entfernten Gig in unserem mittlerweile immer gemütlicher werdenden Wohnmobil. Ich bin aber nur ungefähr zehn Mal kurz eingepennt und fühlte mich entsprechend ausgeruht.
Am Zielort in Torgau angekommen erwartete uns eine kleine Wiese mit einer kleinen Bühne und einer noch kleineren "Anlage". Wir hier im Westen nennen so was glaube ich "tragbarer Kassettenrecorder". Es war zwar noch niemand da aber wir sollten schon mal anfangen. Ohne Amps ein wenig schwierig. Nachdem irgend eine Assel einen Schrotthaufen klargemacht hat ging es los. Wir hätten uns vorher doch gnadenlos besaufen sollen. Naja. So haben wir einfach unangemessen viel gepost und den musikalisch absolut beschissensten, grottenschlechtesten, erbärmlichsten und überflüssigsten Gig gespielt den ich je miterleben musste. Ohne Monitore, die Amps, tschuldinung, Schrotthaufen nicht abgenommen und dann mit einem Auhilfsbasser namentlich Claus Lüer der exakt ein Mal mitgeprobt hat und die Songs vom Blatt ablesen musste und zwischendurch immer mal meinte, dass er den Song gar nicht kennt. Deswegen mussten wir auch ab und an mal einen Song abbrechen.
Möchte man es positiv sehen schließt man sich den Worten des Frank Kremer an: "Wir haben God Bless Mike Ness ohne Fehler und ohne abzubrechen durchgespielt. Mann, hat mich echt gewundert!"

...dem bleibt nichts mehr hinzuzufügen.

Der weitere Abend bestand in Abschuss und geile Iros gaffen. Außerdem haben wir uns nach und nach sogar an den ekelhaften Gestank gewöhnt der da hinten vorherrscht. Zwischendurch hat der mächtige Claus Prügel angedroht bekommen weil der dachte das die Ostasseln es auch komisch finden rechte Bands musikalisch "ja gar nicht so schlecht" zu finden.

Als ich mittags aufwachte war ich zwar komplett zerstochen von der vorherrschenden Mückenplage, aber dafür auch ungemein ausgeruht vom Pennen im Hocken auf der Rückbank. Neben mir der Benny. Er fragt: "Willste wissen was die Härte ist?"
Er öffnet die Autotür und zeigt auf den Boden und sagt: "Gestatten, Claus Lüer."
Und tatsächlich. Auf dem Boden im Schlafsack der Herr Lüer. Claus reißt den Arm hoch und sagt: "D-Punk muss wieder gelebt werden!"
Komplett fertig und ziel- und planlos ging es Richtung Berlin in unserem Fünf-Sterne-Luxusklasse-Nightliner Marke Kleinwagen. In der Tasche doch tatsächlich Hundert Euro für unseren erfrischend ehrlichen Gig.

Ich bin immer wieder eingepennt und wurde nur andauernd geweckt: "Wir sind da!" Einmal an irgend einer Tanke, einmal mitten im Nichts und einmal sogar in einem Pisskaff neben einem Reitturnier wo Frank mittlerweile gut dabei nachfragte ob es hier Nazis geben würde mit denen man sich verbrüdern könnte. Natürlich musste ausschließlich Landstraße gefahren werden um Babys gaffen zu können. Nur ab und an haben wir kurze, kleinere Vollplaybackkonzerte vor Bushaltestellen gegeben. In regelmäßigen Abständen sagte Frank "Ich hebe den Finger" und wollte damit nur ein Bier nach vorne gereicht bekommen. Als wir aus Mangel an Alternativen beim Olli einfielen hatte Frank schon sieben Dosen drinnen. Claus und Olli kennen sich ja "vom Kickerspielen". Irgendwie haben wir uns ein Zimmer im Hotel genommen wo die Kinder auch waren und haben uns dann einer nach dem anderen weggebeamt. Für die Zimmer ging im übrigen unsere Gage und damit unser Spritgeld drauf. Sehr sinnvoll! Olli meinte übrigens:
"Jetzt frag mich nicht warum ich mir hier auch ein Zimmer genommen habe. Ich wohne doch hier um die Ecke." Alles klar.

Am Schluß waren Claus und ich als die letzten Überlebenden noch im Wild at Heart auf einer Rockabilly Party bis zum Sonnenaufgang. Das muss man sich so vorstellen: Ein Haufen aufpolierter und gestylter Mike-Ness-Verschnitte mit passender Musik und mittendrin ein strammer Claus Lüer mit dämlichem grünen Hut, einem GEZ-T-Shirt ganz tief in der Hose und einem umgebundenen Pulli. Erst hat er alle Frauen angegraben mit dem Spruch: "Ist Dein Radio eigentlich schon angemeldet?" Hat nicht geklappt. Dann hat er seine Taktik umgestellt auf: "Ey, weißt Du eigentlich woran man coole Typen erkennt? An Hut, GEZ-T-Shirt und umgebundenen Pulli." Hatte mindestens genauso wenig Erfolg. Nebenbei hat er allen erzählt ich wäre Rockstar und er mein Manager und jeder dürfte ein Autogramm haben. Hat sogar funktioniert. Vielleicht hat auch nur meine Konsequenz beeindruckt, denn bei Saunatemperaturen die Lederjacke anbehalten kann was! Irgendwann kam sogar Breakin` the Law und direkt danach We´re not gonna take it! Der Himmel auf Erden. Als wir als letztes da raus gekehrt wurden haben wir den Türsteher noch angefleht uns doch gefälligst gebührend rauszuschmeißen weil wir sonst gezwungen sähen kräftig zu randalieren. Hat ihn nicht sehr amüsiert. Dafür ist Claus etwas später noch mal zurückgekommen zum kacken.
Als krönender Abschluss sind wir ins Hotel und haben Autogramme von uns verteilt. Dann haben wir gefragt was es für einen Aufpreis kostet wenn man das bereits bezahlte Zimmer nicht nutzt und stattdessen vor der Tür draußen auf dem Boden neben dem Auto pennt. Das haben wir dann gemacht. Natürlich lag die Gitarre artig neben uns. Der elf Stunden lange Weg nach Hause war die Hölle und nur der Landjäger von Daddy Memphis machte alles erträglich. Zwei Tage später war ich zum größten Teil wieder klar und konnte wieder ruhig schlafen weil Wände und Fußboden nicht mehr auf mich zukamen. Geil.

Prost!

<<< zurück zu "Artikel".

© by Dirk Holz, 2000-2007