duschen ist KEIN heavy metal
Neues Philosophie Artikel Forum Verschiedenes

THE ATOMAREN ÜBERMENSCHEN Berlin, Weiße Rose, 23.10.2004 :
CHEFDENKER fallen fürs Konzert am Samstag in der Weißen Rose aus, aber Fö und der Kremer sind trotzdem dafür dahin zu gurken, nicht zuletzt weil die absolut übermächtigen, einzigartigen PARASITEN da spielen, in ihrer Lieblingsstadt Berlin. Da werden die ja wahrscheinlich auch ihren Gotthit „Berlin“ live performen. Alleine dafür lohnen sich doch zehn Stunden Fahrt durch jeden Stau der Welt!

Am Telefon kriege ich nebenbei erzählt, das die göttlichen ÜBERMENSCHEN wahrscheinlich als CHEFDENKER-Ersatz spielen sollen. Aha. Wusste ich zwar noch nix von, aber wenn das auf der Homepage steht, dann kann das nur stimmen. Vor allem die DELIKAT-Homepage ist dafür bekannt, das da Sachen stehen, die noch keiner weiß. Die kann praktisch in die Zukunft sehen! Mir egal. Frank hat zufällig bei sich zu Hause seine Fußmaschine vom Schlagzeug rumstehen, und nimmt die einfach mal mit, falls wir echt da spielen sollen. Da will ich nicht hintendran stehen und nehme mir ein Plektrum mit, man kann nie gut genuch ausgerüstet sein.

Also Diesel starten und gö!

Ja, Samstag Mittag, in der Weißen Rose baut gerade die Kindergarten-Laienspielgruppe ihre Tische ab, und wir gönnen uns ein kleines Bierchen, man will ja auch schließlich mit gutem Beispiel vorangehen. Hin und her, Aufbau, Soundcheck, und dann die Nachricht, das die ATOMAREN tatsächlich spielen sollen. Irgendwie beraten sich die Bands da im stillen Kämmerlein, wo sie uns denn hinstopfen sollen, in der Reihenfolge von insgesamt sechs Bands, und die werden sich nicht einig. Ist ja auch kein Wunder: Irgendwer fragt, wer denn überhaupt die ATOMAREN ÜBERMENSCHEN sind. „Die sitzen da.“ Und in der Ecke, ganz hilflos und verloren, sitzen der kleine Frank und der kleine Kollege, nippen an ihrem Bier und starren Löcher in die Luft. Und dann die ungläubige Rückfrage: „...die zwei????“. „Ja, die anderen hatten keinen Bock!“

Die müssen sich auch denken „watt soll datt denn für ne Band sein?“.

Ja, erst werden wir gefragt, ob es OK wäre, wenn wir als erstes spielen würden. Na klar, wir spielen doch grundsätzlich immer als erstes. Wir sind schließlich die ewige Vorband. Außerdem wäre es ja auch verdammt asozial gegenüber den anderen Bands, die hier alles klar gemacht haben, jetzt als ungewollter Ersatz auch noch Ansprüche zu stellen! Naja, irgendwann kommt dann die endgültige Ansage, das wir als letztes spielen... Sagt mal, geht’s noch? Na meinetwegen, aber soll keiner glauben, das jetzt deswegen Wässerchen geschlabbert wird!

Na gut. Damit wäre auch automatisch die Aufgabenverteilung klar. Frank spielt Schlagzeug, ich spiele Gitarre und brülle rum. Beni, der Sack, ist nämlich am Vortag nicht ans Telefon gegangen, und ich kann mir auch gut denken, warum: Der dachte sich wahrscheinlich, als er die Nummer in seinem Display gesehen hat: „Och nö, jetzt haben die wieder irgendwo so ein dämliches Wohnzimmer gefunden wo die ÜBERMENSCHEN spielen sollen, komm ich denn nie aus der Nummer raus?“

Na gut, der DELIKATEN-Basser Jojo wird zum Bassspielen verdonnert, ist aber nicht überrascht. Wahrscheinlich hat er das schon auf der Homepage gelesen, wer weiß. Zum Glück gibt es genau für diesen Fall diese überaus schweren ÜBERMENSCHEN-Stücke, wo man brav vier Tönchen rauf und runter spielen muss, deswegen dauert die ungemein angestrengte „Probe“ aufm Hocker im Vorraum auch nicht mal ne halbe Bierlänge! Yeah yeah jäääaaa!

Na gut, Bier kriegen wir auch umsonst, super! Die mächtigen PARASITEN rücken an, und lassen sich von einem Herrn Wichtig mal eben die Welt und das gesamte Musikbiz erklären...hö...ein paar Meter weiter kringeln sich andere Leute vor lachen.

Nun ja. Jedenfalls rücken doch tatsächlich 600 zahlende Gäste an, in Worten: Sechshundert! Geilomat! Die gehen dann auch auf die Bands ab wie Sau, wovon Frank und ich nicht das Allermeiste mitkriegen, weil wir im Bus saufen müssen, im übrigen mitm Kölner Patt, der irgendwie auch hier ist: „Tach, du hier, ich glaub et nich, komm lass uns zum Kiosk“

Naja. Jedenfalls erdreisten sich die PARASITEN doch tatsächlich nicht „Berlin“ zu spielen! Sauerei! Ich glaub et hackt! Die Sängerin rAff wollte wohl als einzige den Song spielen, die anderen waren dagegen! Pffft, Frauen! Läppsch! Sechs Minus, setzen!

Aber geil, hinterher: die rAff braucht Bier. rAff dackelt zur Theke, will zwanzig Bier holen und erfährt erst da, das nicht jedes Bandmitglied zwanzig Bier kriegt, sondern nur jede Band. Sie total angepisst zu uns: „Kann ja wohl nicht sein! Datt sind ja grad ma fünf Bier für jeden (reg auf, motz motz), komm lass uns nochwatt kaufen gehen (motz motz)...“ Sehr artig.

Unterdessen entschließen Frank und ich uns dazu, das wenn wir hier schon spielen, das wir dann aber auch bitte alles richtig machen sollten! Sprich abgesehen vom saufen vorher, sollten wir mit der PARASITEN-Basserin Laura spielen. Die ziert sich zwar erst, aus Angst, wir würden sie nur verarschen wollen, aber total blöde Arschlöcher sind wir ja nun nicht und sie sagt zu, mit uns den Überhit „Papierflieger“ zu spielen. Ein putziges Mädchenlied mit einem putzigen Mädchen am Bass! Kann ja wohl alles!

Ja, dann organisiert der Frank noch kurz Schlagzeugkram, den die Isi der PARASITEN netterweise ausleiht, und Fö meint, ich sollte doch statt „sind wir nicht alle n bisschen Schubbert...“ singen: „Sind wir nicht alle ein bisschen Wolfram, sind wir nicht alle asozial!“. Weil der selbsternannte ATOMAREN-Webmeister Bönx nämlich in Wirklichkeit Wolfram heißt (schlimm genuch!), und sich zum Ziel gesetzt hat, genauso asozial wie der Schubbert zu werden. Nun ja, da haste aber nochwatt vor, Jung! Aber der Schubbert wollte ja eh nicht mit, der Lappen, und außerdem steht er als König der asozialen ja auch nur stellvertretend für alle anderen. Ist also geritzt!

So. Dann kommt die Botschaft, das Schlag Mitternacht alle Minderjährigen hier raus müssen, von wegen Jugendschutz und so, und dann extra ein Bus fährt... Derweil hüpft die gesamte Halle wie von Sinnen zu LIGHTKULTUR, die wie die WOHLSTANDSKINER klingen, allerdings verrockter und mit leicht alternativer Schräglage. Also da kann man nicht mehr von einer mitgebrachten Schulklasse reden, Hut ab!

Beim rumsitzen und rumschrauben kommt der Bühnenhitler Backstage und sagt das wir dran sind. Aha. Hin und her, eine Gitarre wird mir gereicht, die ist aber kaputt, super, dann wird noch eine angeschleppt, Dauer, und der Bühnenhitler motzt von wegen „seid ihr jetzt endlich fertig mit saufen??“. Alles klar. Jägermeisterchen und los. Der Vorhang, der nach jeder Band geschlossen wird (!), öffnet sich, und tatsächlich sind die meisten nach Hause. Na, zum Glück, dann müssen wir uns nicht vor allzu vielen Leuten zum Affen machen, und gö!

Brüll, Krach, Schepper, aber ein geiler Monitorsound! Würde man so richtig singen, und nicht rumgrölen, dann könnte man sich ja sogar selber hören.. Aber damit habbich ja zum Glück nix am Hut!

Jedenfalls wird da rumgepogt, und manche Mädels tanzen sogar!!?? Sag mal, wollen die uns verarschen? Auf watt tanzen die denn da, auf datt Geschrei hier oder watt? So stinkebesoffen kann man doch gar nicht sein! Applaus gibt es sogar auch noch, na, die haben ja Humor hier! Muss an der Berliner Luft liegen!

Ja, dann die Ruhmreiche Aufgabe der Ansagen. Hm. Ach ja: „Ihr seid ja dann wohl schon alle über 18, weil der Bus für die unter 18-jährigen ja eben schon gefahren ist...“ Nää, watt sinn ich komisch! Sieht nur leider sonst keiner so. Kaum verhallt der Gag, fällt irgendwo in der letzten Ecke auch schon der Sack Reis langsam um, und irgendwo klopft ein Herz...

Gut. Zum Arsch gemacht, dann kanns ja weitergehen. Die Laura wird auf die Bühne gebeten und macht einen amtlichen Job, und selbstverständlich knie ich vor ihr nieder. Mir kommen die Tränen, mit der Laura von den PARASITEN auf einer Bühne! Jetzt kann mich ruhig einer erschießen, meine Lebenstraum wäre damit erfüllt!

Kurz noch die restlichen Hits runtergerasselt, und vorm Scherensong alle aufgeklärt, wie denn das offizielle Scherenzeichen geht. Und dafür haben wir uns in unserer unendlichen Genialität auch was ausdääächt: Datt Berliner Julietta mit dem tiefen Ausschnitt und den roten Haaren aufm Kopp ist ja auch da, selbstverständlich amtlich abgeschraubt. Seit Beginn unseres Konzertes sitzt sie gemütlich auf dem Schlagzeugpodest und säuft sich den Arsch noch weiter zu, und meinte zu mir: „Ich warte einfach bis Du mich holst, und dann sing ich bis Du mich wieder wegschickst...“. Tja, das Leben kann so einfach sein. Wenn doch bloß alle Frauen so wären! Jedenfalls ist es dann Zeit für den Frauenrefrain von wegen „ich mach dir die Schere Baby denn ich hab einen ziemlich guten Charakter, ich mach dir die Schere Baby, für dich und deine Freunde...“, und den singt sie solange, bis ich in aller Ruhe auch mal watt Bier trinken kann. Dabei fällt mir auf, das man beim singen überhaupt nicht anständig auf seine Vorräte aufpassen kann, wenn ich den Arsch erwische, der mir datt Bier hier geklaut hat...

Den Refrain von „Sons of Satan“, also der ATOMAREN-Hymne, kriege ich irgendwie nicht mehr auf die Kette. Verdammt, Text weg. Kann doch nicht sein! Sonst rege ich mich immer über meine Sänger auf, und jetz datt hier! Also immer den gleichen Kappes singen und hoffen das man da vorne rein gar nichts versteht!

Beim rumklettern auf der Monitorbox reicht das Kabel selbstverständlich nicht und reißt raus. Toll gemacht. Und wer hätte das gedacht, beim zweiten Versuch da hochzuklettern, ist das Kabel komischerweise immer noch nicht gewachsen... man reiche mir eine rote Nase, drei Bällchen zum jonglieren und eine Hupe!

Jau, Jojo kriegt ne Eins mit Sternchen, nicht nur weil er zum ersten Mal den scheiß hier spielt und das schnieke hinkriegt, sondern weil er auch noch meisterhaftes Posing an den Tach legt! Aber ich kann mir datt lachen trotzdem nicht verkneifen, wo er, der er ja eigentlich Sänger ist, ein bisschen ohohoo im Hintergrund auch beim vierten Versuch noch nicht hinkriegt und dann so verzweifelt fragend rüberguckt... Ja egal. Mieschka von der BOCKWURSCHTBUDE kommt gegen Ende auch noch rein und kriegt noch so gerade mit, wie sich seine Frau Kami auf der Bühne auszieht. Tja, die ÜBERMENSCHEN haben halt eine starke Wirkung auf das andere Geschlecht! Und aufs eigene ja sowieso.

Ja alles geil, und zum Schluss noch anständig Filmriss, Spaß zu Ende, und die Überraschung: Den Scheiß haben sich echt noch viel mehr als erwartet bis zu Ende angeguckt, alle Achtung! Cool! Und zäh! Die Schätzungen reichen von 30 Leuten bis 150!? Ja sag mal, so stramm sind wir doch gaanich!

Jau, klar. Wir kriegen hinterher sogar noch Gage wie jede andere vollwertige Band auch, die wir selbstverständlich umgehend versaufen! Saunett von den anderen Bands, datt die für sowatt auch noch Geld geben, also Daumen allesamt ganz weit hoch und Respekt!

Frank wird sogar noch als „bester Schlagzeuger des Abends“ abgefeiert (!), und von da an wundert uns eigentlich gar nichts mehr...

...die neunstündige Rückfahrt am nächsten Tag wird „aufgewertet“ vom Bönx, der sich im Bus permanent abschädelt, verkipptes Bier mit seiner Hose aufwischt und den Fö mit den ewig gleichen Fragen zur Weißglut treibt: „Ey, watt meinste (lall), soll ich gleich noch Auto fahren...?“ Es ist nicht leicht ein Schubbert zu sein! Dann ruft er seinen Kumpel an: „Hol mich ab, du Arsch, und fahr mich mit meinem Auto nach Hause. Kannst dann mit der Bahn zurück, Geld kriegste...“

Geilomates Wochenende, super Typen aus den anderen Bands und alles im Lack! Wir sind ATOMARE ÜBERMENSCHEN und regieren bald eure Welt! Allerdings ist so eine lässige Dreimann-Band viel einfacher zu organisieren, weshalb Frank und ich wahrscheinlich demnächst von uns selber klauen und die mächtige Band AUSGANG OST ins Leben kacken! Mal sehen ob wir damit nicht ne Platte machen sollten... Prost! KOLLEGE 10/04

<<< zurück zu "Artikel".

© by Dirk Holz, 2000-2007