duschen ist KEIN heavy metal
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25.05.03 Turbonegro, Turbo AC's, Amulet (Berlin, Columbiahalle)
Ich hätte mir die Haare raufen können: Die Apocalypse Dudes in Kölle, Pflicht! Und was mache ich? Wie immer in der völlig falschen Ecke von Deutschland mit den the Wohlstandskindern rocken. Aber so schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Freitags sind die Neger in Köln, Samstags sonst wo und Sonntags in Berlin! Das war meine Chance. Also fix den günstigsten Flug von Köln nach Berlin gebucht, in der Hoffnung sonntags zeitig aus Kaiserslautern am Kölner Flughafen anzukommen und Mieschka Mayonaise (special agent Berlin task force) den Auftrag zum Kartenkauf und der Errichtung einer Bettstatt für mich zu geben.
Der Sonntag fing nach wenig Schlaf nach einem knappen Frühstück mit dem Konterbier im Bus an. Während der dreieinhalbstündigen Rückfahrt schaffe ich es tatsächlich, mich so richtig schön abzuschiessen, so dass mich meine Band mit zweifelhaften Einschätzungen, ob ich es bis ins Flugzeug schaffe entlässt.
Aufgrund meiner vertrauenserweckenden Erscheinung (Pilotenbrille, Dedes Cowboystiefel und meterlanger Fahne) wird auch dieses Problem gemeistert und zum ersten mal sitze ich richtig schön voll im Fluchzeuch. Ankunft in Berlin um 18.30h, und es erwarten mich schon der gute Mieschka sowie meine Homies Schubbatt, der Kollege und Frank Kremer himself, die einen Tag vorher mit dem Auto da hochgekarrt sind (zu dieser Zeit besass der Schubattstefan noch 'nen Lappen). Bier jekooft, uppjemaat und ab zur Columbiahalle. Zu meiner Überraschung stellt sich raus, dass ganz im Gegensatz zu Köln (Division of Laura Lee hatten wegen Krankheit wohl absagen müssen und es wurde ohne Vorband gespielt) hier gleich zwei Supports zu bewundern waren, und das waren sogar
1. Die Turbo AC's und
2. Amulet
Das is ja schon fast den Flugpreis wert. Die Turbos haben wir aufgrund von noch nicht leeren Bieren verpasst, aber dafür haben mir Amulet dann so richtig schön den Arsch weggerockt. Hab mir neulich mal deren beiden Platten angehört und muss sagen, dass die Live tausendmal mehr können. So ein tightes Gerocke bei erstklassigem Sound muss man erst mal abliefern. Der Sänger is ein Energiebündel hoch zehn in ‚nem Gemisch aus SS- und Zirkusdirektoruniform, mit rotem Axl Rose-Kopftuch. Hat was.
Dann das gespannte Warten auf die Deathpunkgötter aus Oslo. Ich hab ja schon viele Konzerte gesehen, aber die Atmosphäre bei TRBNGR - Gigs ist immer was besonderes, was durch die Präsenz der Turbojugenden aus dem ganzen Land und der bedingungslosen Verehrung, die der Band nicht nur von besagten Fanclubsektionen entgegengebracht wird, noch verstärkt wird.
Ich schaffe es zum Intro vom Bierstand aus nicht mehr rechtzeitig in die ersten Reihe und stehe mitten in der Menge, als mir folgendes auffält und ich es kaum glauben kann: Es riecht nach Möse. Das kann doch nich wahr sein! Werden hier alle Frauen im Raum tatsächlich nur durch die freudige Erwartung des Death Punk Armageddon feucht? Das will ich auch können! Jeder Gedanke ist wie weggeblasen, als es mit "Wipe it 'til it bleeds" losgeht. Die nachfolgenden 1 ½ Stunden sind ein Feuerwerk der Emotionen. Es wird der perfekte Mix aus "Scandinavian Leather", "Apocalypse Dudes" und den "Ass Cobra"- Pflichthits Denim Demon und I got Erection runtergespielt, alle Hits! Kein Fehltritt! Alle professionell im Denim Outfit, Euroboy mit SS-Mütze, Pal Pot Pamparius im Stahlhelm, Happy Tom inzwischen mit langem, blonden, Seemannshaar, Rune Rebellion als Redneckfarmer und Hank in seiner altbekannten Kreuzung aus Alice Cooper und Frank Zappa, mit Umhang, Zeremonienstab und Armbrust, konsequent! Bei "Drenched in blood" gibt's ne Blutdusche aus'm Schampus-Cooler und bei "Erection" sogar mal wieder die Ass Rocket, zu Ehren des Turbojugend-Präsidenten, der heute Geburtstag hat. Zwischendrin dürfen natürlich die psychotischen Ansagen nicht fehlen, die sich, wie es sich für Berlin gebührt, natürlich oft um den Führer und den gegenüberliegenden Flughafen Tempelhof drehen. Ich sehe Frank in der ersten Reihe voller Begeisterung mitgehen, als wäre er ein kleines Mädchen bei den Backstreet Boys.
Hinterher bin ich klatschnass und mein Handy hat einen Wasserschaden. Gut gemacht, Herr Cardeneo.
Wir treffen uns mit Schrottgrenzen-Timo und seiner Schwester im Wild at Heart und trinken wie üblich den Vorrat an Waldfruchtmargharitas aus. Im Morgengrauen geht's dann zum Ernst-Thälmann-Denkmal, das Frank schon mal als Schlafplatz benutzt hat. Wir ziehen uns aus und rennen drumherum. Äusserst sinnlos, vor allem, weil ich auf den scheiss Marmorstufen ausrutsche und mir gehörig das Knie prelle. Ins bett geht's bei Mieschka gegen 9h morgens, was dazu führt, dass ich grob gesagt meinen Rückflug verpenne. Na geil: Mit Riesenkater zu den anderen ins Auto gestiegen und 7 Stunden nach Kölle juckeln.
Hat sich aber mal wieder, wie jede unserer Reisen nach Berlin, unglaublich gelohnt, und TURBOfuckingNEGRO sind die abfeierungswürdigste Band der Welt. Ab jetz ein Naturgesetz!
Es soll ja Leute geben, die diese Gottband nur von meinen T-Shirts oder dem Poster über dem Bett kennen, aber das halte ich für ein Gerücht und leugne einfach deren Existenz. Fuck the world, I hate the kids!


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