duschen ist KEIN heavy metal
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TODD, PHEW, Sonic Ballroom Köln, Samstag, 22.01.2005
Wenn es Scheiße regnet dann muss ich doch wissen woher der Wind weht!

Sonic, gut viel Leute hier, wir haben artig vorgeglüht, jippie, und auf der Bühne stehen PHEW aus Bonn: Zwei Typen und eine Sängerin, und die machen so ganz vertrackten, alternativen Krach. Musikalisch locker auf Musikstudentenniveau, was ja eigentlich verboten ist, aber irgendwie schon geil. Klingt frisch (Watt? Hab ich datt gesacht?)! Die haben lustigerweise keinen Gitarristen, und nur der Basser frickelt sich da einen zurecht, coolerweise spielt der manchmal ganze Songs per Tapping, oft verzerrt, Respekt. Ganz nebenbei trägt er ein geschmackssicheres, grünes Kleid (!) und eine Hexenmaske. Hö. Kunst meets Keiner-versteht-mich-weil-ich-so-anders-bin.

Die Sängerin singt manchmal in einen Telefonhörer (!) und spielt auch schon mal ein bisschen Keyboard dabei, und der Schlagzeuger stackselt sich da hinten einen Wolf, aber ebenfalls alles andere als gängig und auf musikalisch hohem Niveau!

Total geile Tablettenmusik! Eigentlich schon fast schade, dass ich so die Scheiße nicht fresse! Na egal, dafür haben die anderen hier wahrscheinlich fleißig zugelangt, oder es kann natürlich auch sein, das der Typ da hinten sein Superheldendress mit Umhang (!) einfach so lustig findet, weil is ja Karneval…

Naja, manchmal könnte man sogar meinen, die Sache hier rockt ein bisschen, aber das ist für so Leute ja eine Beleidigung. Ist ja Alternativ. Ist ja so anders. Und rocken ist ja so gar nicht anders. Tja, gelacht wird weder auf der Bühne noch davor, und da schließe ich mich an, weil das nämlich gar nicht witzig ist. Aber trotzdem gebe ich ein erhobenes Däumchen!

Dann wird es brechend voll und TODD aus England klettern auf die Bühne. Die sind wohl da in der ich-verstehe-die-Welt-Szene so kleine Götter, also mal sehen. Der Sänger/Gitarrist klingt original wie Phil Anselmo, geil! Dann steht da noch so ein Typ und klimpert auf einem Mini-Keyboard rum, sauwitzig! Und die machen einen Krach, unglaublich! Also wenn frühe KORN statt rumzugrooven viel mehr straighten Rotzrock ins Noisecore-Gewand gepackt hätten, dann wäre das genau wie TODD! Also schon geil! Auf schräge Art.

Witzigerweise funktioniert irgendwann das Mini-Keyboard nicht mehr, weil die Klappe für das Batteriefach futsch ist (ich lach mich schief und bucklig), und er holt sich ein neues, kniet sich auf den Boden und geht ab wie Schmitz´ Katze, von wegen Exzess ahoi! Dann zieht er sich die Schuhe und die Socken aus, und wirft die so gönnerhaft ins Publikum. Geil! Ne verschwitzte Tennissocke! Nimm ich mit. Sofort reißt der Typ hinter mir die Socke wieder aus der Hand (!) und legt sie zurück auf die Bühne. Oh jemine! Was ist das denn für ein Aggro-Schlumpf? Aber immerhin hat er die gute Tennissocke gerettet, nur gratulieren tu ich dem dazu nicht, der scheint auf Ärger aus zu sein.

Dem Sänger/Gitarrist reißt eine Saite nach der anderen, aber der spielt einfach weiter, Krach braucht keine sechs Saiten, und ich bin total begeistert! Während einer Songpause kackt mich der Aggro-Schlumpf grundlos an, dass ich nach Hause gehen soll, weil ich keine Ahnung habe. Hä? Ja, ich komm ja auch vom Dorf, natürlich habe ich keine Ahnung…

Aber ich ignoriere den lieber, der soll sich bitteschön vom wem anders die Prügel abholen die er ja scheinbar unbedingt haben will! Ist dem Thomas alles egal, der fragt den Aggro: „Ey, sag mal, hast Du Ahnung? Du hast Ahnung, ne?“ …ich pack mich weg! Und bin ein bisschen überrascht dass sonst nichts weiter passiert. Naja, alles scheißegal.

Ja, auch für TODD ein erhobenes Däumchen, aber bis zum Schluss brauchen wir das nicht und gehen stattdessen lieber mal lustig zum mächtigen Klitsch, der sich mitm Schibbel grade taufrisch eine ganze Pulle Jack Daniel´s reingefegt hat: Zum vorglühen!

Zum vor-glühen! Hallo? Jemand zu Hause?

Entsprechend sind die zwei auch zu gar nichts mehr fähig, und torkeln irgendwann in einen Möchtegern-Bonzen-Poppertempel, wo wir von dem Mongo-Türsteher natürlich nicht reingelassen werden. Zum Glück. Also wenn man ohne weiteres in so einen Spackenschuppen reinkommt dann sollte man echt besser anfangen sich ernsthaft Gedanken zu machen!

Naja, Schibbel diskutiert noch rum, und schafft es auch tatsächlich irgendwann mit dem Klitsch in die sauteure Hütte da rein. Thomas und ich sind aber nicht total bescheuert und saufen uns lieber billig und unspektakulär einmal quer durch Köln, bevor er nach Hause fährt weil er ja fleißig weiterlernen muss, und ich beim Klitsch auf dem Fußboden Haja mache. Aua Rücken aua!

Morgens erfahre ich, das ich auch im Bettchen hätte schlafen können, weil Schibbel grundsätzlich immer nach Hause fährt. Aha. Danke für den Tip. Jedenfalls hat der mächtige Klitsch, der im Übrigen grade wieder frischer Single ist, es geschafft, für drei schlappe Vodka-Red Bull fünfzig Euro zu latzen! Fünfzig! Also das muss man echt erstmal schaffen. Nebenbei war er so stramm, dass er Punkte mit einer Einstelligen verschenkt hat, weil er nicht mehr anständig reden konnte! Also… da fällt einem nichts mehr zu ein! O-Ton: „Da reibt die ihre Oberschenkel…oder eher gesagt was dazwischen ist…an meinem Bein, und ich kann nix machen außer die wegzuschicken! Mann, habe ich eine scheiß Laune!“ Dann schmeißt er eine Aspirin in ein Glas Wasser, trinkt das aber natürlich nicht, und holt sich stattdessen lieber ein Bier aus dem Kühlschrank! Gestatten: Der mächtige Klitsch!

Dann brauche ich wieder drei Jahre um ihn zum Spaziergang mit Frühschoppen und Bewerten am Rhein zu überreden, und wir machen lustige Spielchen wie „ich bin ein Springbrunnen“, „ich bin eine Marionette“ und „können wir das Bier auch mit Rubbellosen bezahlen“. Hach, sind wir anders als alle anderen!

In meiner Freizeit lerne ich gerne Telefonbücher auswendig. PROST. KOLLEGE 01/05

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