duschen ist KEIN heavy metal
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STRANDGUT, THE DEINE MUTTER Juze Rösrath, 27.Oktober 2004:
Morgen ist frei, bin ja noch Student, das muss man auskosten! Also schnell den letzten Rest Gage von unserem absolut grandiosen ÜBERMENSCHEN-Gig in Bier investieren, und ehe es Nachmittag wird sind Frank und ich schon brack. Perfekt! (Erklärbär: Brack = brack)

Perfekt wofür? Für das Juze in Rösrath, wo doch tatsächlich zwei Bands für umme spielen (Erklärbär: Für umsonst, für lau, für Nüsse, für gaanix an Eintrittsgeld). Das geile Rotzrockbands im MTC und auch im Underground spielen wird selbstredend ignoriert. Offiziell natürlich, weil wir unseren Nachwuchs unterstützen wollen, und sehen wollen, wie wir denn waren, als wir noch so klein waren. Oder eher weil wir sehen wollen, wie wir immer noch sind, weil wir ungefähr in dem Alter ja unsere geistige Entwicklung eingestellt haben. Aber in Wirklichkeit gehen wir nur dahin, weil es woanders Geld kostet. Sagen wir natürlich keinem. Interessiert ja auch keinen.

Na ja, am Deutzer Bahnhof finden wir den mächtigen Schubbert mit uppjestelltem Iro, Pack bleibt nicht lange alleine, und er kommt geschwind mal mit. Die Typen in der Bahn, die sofort in die Unterhaltung über Schwänze und Pornos mit einsteigen, wollen natürlich auch ins Juze. Das Juze war wohl so vor zehn Jahren der Schauplatz unzähliger Saufversuche der damaligen Kiddies, und das scheint er auch wieder zu werden, jedenfalls steht auf dem Parkplatz nicht ein einziges scheiß Auto. Das spricht ja Bände. Egal, Bier kann man auch mit reinnehmen, prima.

Verdammt, als ich das letzte Mal hier war kam mir das alles so groß vor. Hm. Bin ich gewachsen? Keine Ahnung. Aber ich weiß noch beim letzten Mal haben sich der Schubbert und der Siggi bei mir Bier geschnorrt, und manche Dinge ändern sich nie!

Der Raum ist doch tatsächlich nett gefüllt. Ach ja, Mittwoch, Bergfest, ein Grund zu saufen.

THE DEINE MUTTER, drei Kids, singender Schlagzeuger, der zwar noch weit vom Bartwuchs entfernt ist, aber schon mal mit Kajal untern Augen auftrumpft. Heul schnief, Nachwuchs. Und, verfluchte Scheiße noch mal: Was ein unglaublich geschmeidiger Bandname! THE DEINE MUTTER! Ganz groß!

Der Gitarrist ist entweder auf kaltem Entzug, oder die Nerven flattern so doll, das er sich gleich in die Lüfte erhebt. Und der Typ, dem ich in Düsseldorf aufm CHEFDENKER-Konzert ne Pulle Korn reingeschüttet hab macht hier Bandnutte. Nun gut.

Ich sehe also schon, wenn ich hier Musiknazi spielen will, dann muss ich die normal gängige Musik-Messlatte direkt weglegen und eine ganz kleine Messlatte auspacken. Und da kriege ich gesagt, das die heute ihren ersten Auftritt haben. Na gut, kleine Messlatte auch weg, Streichholz ausgepackt, noch n Bier, passt schon.

Jau, ich verstehe keinen Ton vom Text, in erster Linie wohl weil andauernd das Mikro ausfällt. Is Pank, gewöhn Dich schomma dran. Aber irgendwie schon recht nett, die unglaubliche Wahnsinns-Mega-Performance hier. Der Bassist schämt sich in Grund und Boden und will wohl nicht angesehen werden, und bei den Zeitlupen-Ansagen möchte man ihn in den Arm nehmen, übern Kopp streicheln und sagen das alles wieder gut wird. Naja, der Schlagzeuger spielt ja schon recht nett, es gibt schlimmere Jungbands, tja, watt soll ma da sagen: Unglaubliche Band, geiler Name, super Typen, rocken alles gnadenlos weg! Irgendwie wird mir zugewunken, ich soll dem Mischer Bescheid geben, das er den Gesang lauter drehen soll. Direkt neben mir steht das kleine Mischpult, daneben sitzt ein kleines Mädchen, die aber nicht weiß wie das geht. Also gib ich den erhobenen Daumen zurück: „Jau, is lauter!“ Mehr kann ich nicht machen. Doch: Upp. Siehste, funktioniert.

Ja. Ende. Die werden später ma richtig watt! Und für das erste Konzert haben die schon nett rumgebraten...Wie gesagt: Messlatte Streichholz!

STRANDGUT! Mal sehen ob der Pentatonik-Unterricht beim Sänger Gunnar und bei datt Gitarristen-Eva gefruchtet hat. Hm, natürlich nicht. War ja klar. Aber ist eh egal, denn Bandschönheit Arne steht auf der Bühne und macht einen lupenreinen Job: Schön aussehen, so richtig mit Lockenpracht aufm Kopp und Löcher in die Luft starren. Aber nicht irgendwelche Löcher, sondern elegante, schöne Löcher! Auf der anderen Seite, praktisch als Gegenpol, so das niemand behaupten kann STRANDGUT wären zu einseitig und zu schön: Der besoffene Hagen, der Bassist, immer schön mit dampfender Kippe in der Fresse! Joh, fehlt eigentlich nur noch die Pulle Whiskey.

Jedenfalls stehen die Gitarren des öfteren senkrecht. Na also, geht doch. Gunnar präsentiert seinen Astralkörper mit vielleicht zwanzig Pfund Lebendgewicht, und auch sonst wird ganz fleißig gerockt. Schön. Schöner Arne. Schöne STRANDGUT. Schön.

Tja, watt kann man denn machen um sich das hier noch interessanter zu gestalten? Ah, „Sportler“, mein Lieblings-STRANDGUT-Überhit, da kletter ich doch ma auf die Bretter die die Welt bedeuten und schrei fleißig mit. Hmm, vielleicht ist es sogar besser wenn man den ganzen Text kennt, und nicht nur die erste Zeile. Egal. Gröl. Hm. Angeblich soll das auch besser klingen wenn man im Takt bleibt. Keine Ahnung, Hauptsache der Eimer voller Ruhm hat mich bekleckert, alles andere ist mir egal.

Ja egal popal, Konzert zu Ende, Oi Oi Fischgeruch. Saufen, ab nach Köln, und tatsächlich penn ich wieder in der Scheiß Bahn ein. Dieses Mal ist der Schaffner aber ein Arschloch: „Hoffentlich sind sie bald ausgestiegen...“. Hä? Mist. Teures Taxi, haia machen, aua Kopp, fehlt nur noch Mama, datt sie rumbrüllt ob ich etwa gesoffen hab und jetzt sofort aufstehen und in die Schule soll. Aber zum Glück bin ich ja alt! Rein körperlich. Stay Bratfisch. Prost. KOLLEGE 10/04

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