22.05.03, Bruce Springsteen (Gelsenkirchen, Parkstadion oder auch Arena auf Schalke) |
Heute werde ich im Studio von meinem Bruder besucht. Das riecht nach Arbeit. Isses aber nich, denn in meiner
unermesslichen Güte habe ich dem alten Herrn zu Weihnachten Karten für den Boss geschenkt. Der Arbeitsman hat
es in 20 Jahren Bruce Springsteen - Fantum nicht einmal geschafft, sich den Boss live reinzufahrn. Gesehen
haben muss man ihn mal, wenn man mitreden will, also kann ich heute wieder Häkchen machen.
Wir schmeissen uns stilecht in Holzfällerhemden und Jeans, ich bekomme sogar von Studiochef Dede Mohrmann ein Paar Gehhülsen
(Cowboystiefel) geliehen, mit denen ich mich erst recht sexy fühle. Wir fangen sofort an, uns zu besaufen und kommen
pünktlich auf Schalke an. Mein Gott, was sind unsere Sitzplätze beschissen. Gaaanz oben und fast auf gleicher Höhe wie
die Bühne. Bild/Tonverschiebung garantiert. Und leise isses... Dafür hat man eine tolle Sicht über die ganze Halle.
Halle ist gut, denn eigentlich isses ja das gute alte Parkstadion mit dem unsäglichen neuen Namen "Arenaaufschalke".
Weil schlechtes Wetter ist, wurde das Stadiondach geschlossen. Ich sitze also in einer 60.000 Mann fassenden Halle.
Impressive. Die Vorraussetzungen sind zwar mehr als ungünstig, aber man kricht doch Gänsehaut, als es dann losgeht.
OK, alle Wünsche können heute gar nicht erfüllt werden, dafür hat der Boss zu viele Platten, aber es waren folgende
Hits vertreten:
Dancing in the Dark
Thunder Road
No surrender
Glory Days
Definitiv gefehlt haben "The River" und "Born in the USA", was er sich aber aus verständlichen Gründen gespart
hat… Nebenbei spielt er fast die gesamte neue Platte "The Rising", wobei man sich natürlich jede Menge Feuerwehrleute
vorstellen muss, die betend das World Trade Center wieder aufbauen.
Ansonsten tatsächlich scheiss Sound, Max Weinberg kann ich kaum sehen (tatsächliche Bild/Tonverzögerungen)
und der Boss reitet viel zu sehr auf seinem "Righteous Music/In God we trust" - Pathos rum. Die Show wird zwar
3 Stunden lang, was aber an den bis an die Schmerzgrenze rausgezögerten Enden liegt, während denen Brucie auf
dem Flügel kniet, eine Hand in die Luft reisst und ein bischen wie James Brown in Blues Brothers den Soulpfarrer
mimt...na ja. Aber so isser halt, der Bruce und wegen was anderem bin ich ja auch nich hier. Mein Bruder is übrigens
den Tränen nahe...
Lange her, deshalb is das erst mal alles an Erinnerung. Habe mir von meinen Bandkollegen sagen lassen, dass der
Alte und ich, wieder zurück im Studio, nachts hickehackevoll in Unterhosen (ich noch mit Gehhülsen) und Sonnenbrillen
am Küchentisch sassen während auf dem Ghettoblaster Bruce Springsteen dudelte und wir bei zwei drei Bier noch ein wenig
mitlallten...
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