duschen ist KEIN heavy metal
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LUCY (Ex-NO ANGELS), SLAPSTICKERS, Csd Köln, 03.07.2005
Sonntag. Nachmittag. Nix zu tun. Der mächtige Klitsch scheinbar auch nicht, denn der ordert mich in die Innenstadt zum Christopher Street Day, ein paar Schwule in heißen Outfits gaffen.

Jau, beim aussteigen fällt mir Metal Berten (der lustige Clown) von ABBRUCH ENSEN und den SUPERFREUNDEN in die Arme, standesgemäß am uppmachen. Na prima, hatten wir eh vor, dann kann er auch direkt mitkommen. Was er auch stehenden Fußes macht.

Wie auf einem scheiß Jahrmarkt drängen sich die Leute über den Platz, überall stehen knutschende Typen rum, und das Schärfste an allem sind die Schwulen in absolut perfekten Klischeeoutfits, wo ein ziemlich altes Pärchen mit folgendem Fummel gewonnen hat: Amerikanische Polizeiuniform, schwarz. Aber natürlich in Latex, klar! Entsprechender Hut aufm Kopf, die Keule an der Seite baumeln, Stiefel. Unverkennbar lattenstrack! Aber sowas von dermaßen stramm, Hallelujah! Und das Tüpfelchen auf dem i: Die alten, faltigen, aber selbstverständlich aalglatt rasierten Arschbacken pressen sich hinten aus den Löchern der Lackhose, die auch wirklich nur genau zu diesem Zweck da reingeschnipselt sind! Eins, setzen! Das die sich gegenseitig genüsslich die Zunge in den Hals stecken ist ja wohl selbstverständlich! Lecker. Jetzt hab ich Hunger.

Tja, hier und da gibt es irgendwelche Fetischladys die wir angaffen können damit uns auch prompt einer abgeht. Echt absolut grandios alles hier, wie ne Dorfkirmes. Aber huppala, da steht ja sogar ne Bühne, hin. Die SLAPSTICKERS spielen ihren komischen Danceraggascheiß. Komisch, die hatte ich doch als recht angenehme Skatruppe in Erinnerung, und nicht als sowas hier. Naja, gut gespielt, macht denen auch sichtlich Spaß, kann ich aber in etwa soviel mit anfangen wie mit den zwei knutschenden Typen hier neben mir. Am Bühnenrand steht eine Frau und fuchtelt wild mit den Armen. Ach so, die übersetzt die Texte für Gehörlose. Sieht grandios albern aus, aber darüber macht man ja keine Witzchen.

Tja, und nun? Ansage vom Sänger: „Von uns ist gar keiner schwul, tut mir leid, also eigentlich passen wir hier gar nicht hin. Aber wir mögen es wenn Frauen gegenseitig an sich rumspielen!“

Was? Super Ansage! Mehr davon! Geilometer! Keine Sau lacht, alle finden das doof, Lappen! Ich halte das für klare Worte! Die sind doch immer so für Offenheit und den ganzen Scheiß, Applaus!

Ja. Das war schon der ganze Spaß, also erstmal auf zum Torwandschießen. Da kann man, wenn man gut ist, ein Brausebonbon gewinnen. Ich will auch ein Brausebonbon gewinnen! Aber dafür muss man sich drei Schüsse auf das Tor kaufen, ist ja doof. Tja, aber weil ein Idiot das leere, riesengroße Tor nicht treffen kann fliegt der Ball nach sonst wo, ich hole den artig wieder (eigentlich müsste ich nur noch mit dem Schwänzchen wedeln, was hier gar nicht mal so auffallen würde), und dafür kriege ich doch tatsächlich so ein Brausebonbon geschenkt. Jippie! Ab in den Mund damit, aber das Scheißding schmeckt wie kalte Kotze! Ekelhaft! Weg damit! Scheiß Brausebonbons!

Tja, ein alter Kerl sülzt uns ungefragt zu, das er ja schon hundert Mal im Musikantenstadl war, und er ja alle Fernsehheinis kennt, und er Buttons von allen möglichen Städten an seiner Jacke hat. Toll. Und er hat auch ein FC Köln-Button geschenkt bekommen, bedauert dass er das nicht an uns verschenken kann (?), und dass der Button jetzt an sein Sportsakko kommt, das er zu Hause hat!

Sportsakko? Aha, geil! Dann weiß ich ja womit der Berten demnächst rumrennen wird.

Naja, zurück zur Bühne, da steht LUCY von den Ex-NO ANGELS rum und gibt ihren wirklich unglaublich belanglosen Popmüll zum Besten, vorgetragen von totalen Spaten-Leihmusikern, mit einer Show wogegen eine Kindergartenaufführung von Hänsel und Gretel geradezu kraftvoll wie ein voll bewaffneter Amitrupp in Bin Ladens Scheißhaus erscheint!

Ach Du Scheiße!

Deswegen stellen wir uns auch selbstverständlich an den Hintereingang, so zwischen kleine Mädchen mit Teddys im Arm. Die Spannung steigt, wird die mächtige LUCY tatsächlich nach der Show hierhin kommen? Ich halt es nicht mehr aus. Und, siehe da, ich glaube es ja nicht: LUCY! Ich muss kreischen! Kreischomat. Wir drängen uns nach vorne, zwischen den Kiddies durch, holen uns ein Autogramm, und Klitsch holt seine Kamera raus, drückt die irgend einer Ollen in die Hand, wir werfen uns in Pose, berühren dabei die mächtige LUCY (Ex-NO ANGELS, ich fass es nicht), und? Zack, Batterie leer. Geil!

Tja, also ab nach hinten, wieder anstellen, und dabei Batterien wechseln. Als wir endlich wieder dran sind das Gleiche Spiel von vorne: Wir stellen uns zu LUCY (damals noch bei den NO ANGELS, ich könnte weinen vor Freude), und dabei darf ich sie sogar berühren. Mann, stinkt die! Und die ist ja noch kleiner als man denkt! Und so aus der Nähe gebe ich der immer noch eine 30 auf der nach unten offenen Bierskala! Worauf auch sonst?

Als das erste Foto gemacht ist, und wir uns nett wie wir sind bedanken, sagt sie: „Na kommt, besser noch eins!“ Wahrscheinlich will sie nur sicher gehen dass wir uns danach auch wirklich verpissen…

Alles scheißegal, denn der mächtige Klitsch hat die letztens auf der Post gesehen, das erzählt der einfach mal so nebenbei, so als wäre das Nichts, und der hatte doch wirklich die Dreistigkeit LUCY nicht anzuquatschen, um der zu erzählen, wie toll doch das neue Album ist, und das sie doch sein Lieblings NO ANGEL war, und ob sie nicht mal kurz Bock hat ihre Zunge in seinen Hals zu stecken, damit er später in der Kneipe vor seinen Freunden damit angeben kann. Mann Mann Mann, so ein Anfänger!

Ist dem mächtigen Klitsch egal, der freundet sich mit einer Horde Lesben an. Ob der mittlerweile so strack ist, dass er glaubt die noch abschleppen zu können? Egal, Berten lähmt rum und will nach Hause, wir scheißen den dafür kräftig zusammen, was er denn für ein Lappen ist und so, und fahren danach auch in die Haja. Prost. KOLLEGE 07/05

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