duschen ist KEIN heavy metal
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KATAKLYSM, GRAVEWORM, EMINENCE, Underground, 01.Juli 2005
Boh, nee, Alter. Da läuft das WITH FULL FORCE mit traumhaftem Line Up, und ich kann nicht hin, weil wir Samstag selber n Konzert haben. Echt doof!

Also, was macht Mann von Welt? Man mags kaum glauben: Upp.

Nur wo? Huppala, da spielen doch tatsächlich KATAKLYSM! Sofort Burn anrufen, aber der will nicht hin, nur weil der die schon fünf Mal live gesehen hat (nur fünf Mal? Keine Ausrede!) und die nicht so toll findet. Was? Angeblich findet nur der Frank die so geil. Hm. Scheißegal, hin! Fünfzehn Ois Eintritt! Geschenkt! Ich erwarte auch schließlich hier göttlich zugeballert zu werden!

Aber erstmal EMINENCE. Vier Männeken: Ein Langhaartier am Mikro, unspektakulärer Gitarrist und Schlagzeuger, und ein versiffter Kurzhaarskater am - mit Stickern total zugeklebten - Bass, der richtig schön amtlich vor den Knien hängt. Und sofort fällt auf: Dieser abwechslungsreiche und ziemlich tighte Metalkram hier macht auf Anhieb schon viel mehr Spaß als jeder noch so geil hingerotzte Punkrockscheiß! Und das obwohl die Songs hier oft sehr gewöhnlich klingen, lediglich die abgehackten Mitmoshparts (PANFUCKINTERA für Anfänger!) hacken einem herrlich den Kopp von den Schultern. Ich stehe an der Seite auf der Erhöhung und habe einen hervorragenden Blick auf das gesammelte Metallerpack, das bei eben den Hackparts artig die Haare flattern lässt. Geil!

Und der fette Sänger, der seine schwarzen Locken immer schön vor der Fresse hängen hat, kann für sein Gewicht noch verdammt hoch hüpfen, macht echt Spaß, auch wenn man sich schon irgendwie fragt, warum der Sänger einer Kreischkapelle hüpfen muss. Egal. Band Ende.

Erstmal raus ans Kiosk, weil man die Bierpreise hier echt nicht bezahlen kann! Zwei dreißig fürn kleines Beck´s sind nicht diskutabel!

Rein. GRAVEWORM. Das Underground ist voll, ich so langsam auch, und ich freunde mich mit so ein paar Typen aus dem Pott an. Auf die Frage, was die sich denn einbilden, hier in unserem schönen Köln, in der Hauptstadt der Schwulen, auf nem Metalkonzert rum zustehen und nicht zu saufen, sagt ein Typ, dass nur er schon volljährig ist. Als ob das eine Entschuldigung wäre! Also Leute gibt’s!

Tja, dann Band, Energie. Watt datt denn? Klingt wie härterer Oldschoolmetal mit Kreischgesang! Zwei Gitarren und ne Olle am Keyboard, der ich auf die Entfernung ne 16 attestieren würde, so schick in schwarzem, transparentem Leibchen. Lecker. Und ihre arschlangen Haare lässt sie auch artig die ganze Zeit kreisen. Na, da wollen wir doch mal trotz der lahmen Instrumentenwahl beide Augen zudrücken.

Die Ansagen sind auf deutsch mit irgendeinem südlichen Dialekt, allerdings werden die Namen der Songs immer schön gekreischt. Wenn dann das Stück sofort losbrät kommt das natürlich geil: „Das nächste Stück heißt uuuääääähhhhh…“ Und baller baller! Geil! Aber wenn das so geht: „Das nächste Stück heißt uuuäääähhh…“ Und nichts passiert, der Bassist mit dem dünnen, langen Haar trinkt ein Schluck Wasser (unverschämt!), der Gitarrist brüllt was von wegen warten weil er noch stimmen muss, dann hat das Ansätze von Schülerbands. Oder wahlweise CHEFDENKER live!

Jedenfalls sticht der Schlagzeuger optisch raus. Kurze Haare, Pottschnitt, aber hübsch mit Geheimratsecken bis in den Nacken, fehlt der Schnubbi und der Manta und alles wär geleckt! Aber dafür spielt er gut, auch wenn ich mir einbilde, dass die Doublebassparts ganz schön hinken!

Aber das Publikum ist ziemlich begeistert. Alles Standard-Metalpublikum hier, und sogar ziemlich vieles junges Volk. Muss an dem Kreischgesang liegen. Als ich mir fast schon denke, das die Band gar nicht kacke ist, da machen die doch tatsächlich so einen schmierigen Mitklatschpart. Was? Und alle klatschen mit. Ich glaub ich steh im Wald! Nur so einer von den nüchternen Typen aus dem Pott, Marke Skater, lacht sich mit seiner Freundin kaputt. Na, dann bin ich ja nicht der Einzige.

Gut. Ende. Underground voll, also mal lieber nicht raus, weil ich dann meinen schönen Platz nicht mehr wiederkriege. Zähneknirschend zwei dreißig aufn Tisch, plus Pfand (ich beiß die Theke hier gleich durch!), und auf KATAMOTHERFUCKINKLYSM freuen!

Neben mir steht ne Lady in Lack, ne zwölf, und ich unterhalte mich mit den Pott-Typen übers klatschen. Er findet das OK, weil man ja so seine Band supported. Aha.

So. Intro. Düster und majestätisch. So hatte ich mir das vorgestellt. Die Jungs klettern auf die Bühne, die Spannung steigt, das Langhaarpublikum drängt zur Bühne, die Band bezieht Stellung, uuuuuund los! Zimmert mir die Ohren zu!

Aber was ist das denn?? Langsamer Achtziger-Jahre-Hardrock! Mit schlechtem, dünnen Sound! Ist das ein Witz? Was soll das denn? Hä? Mir fällt die Kinnlade runter. Das Publikum findet das total geil! Hä?

Was hab ich denn da nicht mitgekriegt?

Und nach diesem wirklich abgrundtief beschissenen Anfang kann ja gar nichts schlechteres mehr kommen, und entsprechend wird es ein bisschen besser. Etwas schneller, etwas düsterer, so dass man es grade eben noch so als Death bezeichnen könnte, wenn man denn wirklich n Sockenschuss hat!

Also Gekreische mit n bisschen Gebrülle, ziemlich straight, aber weit entfernt von Kult! Na ja, vielleicht passiert ja noch was, das Publikum jedenfalls dreht fast durch. Aber da ist so ein Aufpasser, der Türsteher, Marke Burt Reynolds mit Lederwestchen, Kaugummi lässig am knatschen, der passt auf, das auch ja keiner auf die Bühne fällt, da wird er sauer und schubst die Leute mit zornigem Gesicht immer wieder zurück. Au Mann! Wie kann man so einen bei nem Metalkonzert hinstellen? Ein kleines Mädchen zum Beispiel schreit sich grade ins Nirvana, hüpft auf die Bühne und auf die Hände der ersten Reihen, wird dabei einmal rundgereicht, dabei reißt sie Fäuste in die Luft (freu freu, juchuu, meine Lieblingsband und ich mittendrin und besoffen!), und wird danach wie üblich nach vorne zur Bühne weitergereicht, und Burt Reynolds mit Lederwestchen schnappt sich die und maßregelt die! Auf der Bühne! Während dem Stück! Sag mal geht’s denn noch?

Sogar dem Sänger wird das nach dem zehnten Mal zu blöd, während dem Stück, als Burt mal wieder den Retter der Welt spielt, tippt der Sänger dem auf die Schulter, zeigt den erhobenen Daumen und zeigt nach hinten, so von wegen: „Ey, Typ, nett was Du hier versuchst, echt, aber du gehst uns allen echt tierisch auf den Keks, verpiss dich doch bitte, wir wollen hier n Konzert abhalten. Danke.“

Joh, so nach dreiviertel des Sets ist immer noch nicht ein einziger Hit ausgepackt, obwohl man echt sagen muss: Was der Schlagzeuger da mit einem Stick an superschnellen Wirbeln hinzaubert, also das habe ich echt noch nicht gesehen! Hut ab. Nur sollten das nicht immer so Parts von zehn Sekunden sein, sondern mal was länger! Aber egal.

Allerdings die letzten fünf Stücke haben noch mal richtig Eier! Aber dafür auch so wirklich richtig! Geil! Death-Hymnen! Da kann man verstehen warum man die Band geil findet! Aber alles in allem n bisschen dünn. Und der Sound ist und bleibt scheiße.

Fünfzehn Euro um festzustellen das KATAKLYSM das motherfuckin im Namen nicht verdienen. Schade.

Also ab zum mächtigen Rivaletto, weil sich das gesammelte Lumpenpack scheinbar nicht mehr auf der Zülpicher versammelt sondern beim Ramon. Aber der freut sich ja immer über „Besuch“. Wer braucht da schon das FULL FORCE wenn man beim Ramon CHEFDENKER hören kann mit Stahlhelmen aufm Kopp? Also. Prost. KOLLEGE 07/05

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