Hammerhead spielen heute Abend in Bonn im Bla ihr allerletztes Konzert und hören
danach für immer auf. Auf der Internetseite vom Bla hieß es, man würde ohne festliche
Trauerkleidung nicht hineingelassen werden. Also sprang ich zu Hause in meinen
schwarzen Anzug und machte mich auf den Weg nach Bonn. Alleine, da keiner meiner
Kumpels diese Art von Musik hört. Im Zug jemanden gesehen, der an der Uni mal in
den selben Seminaren saß wie ich. „Tag“ gesagt und das war es dann auch mit der
Kommunikation. Gespräch zwischen ihm und seinen zwei Bekannten belauscht,
aus dem hervorging, dass er, seines Zeichens Student, bald in eine Dreizimmerwohnung
zieht. Alleine. Mich innerlich ein wenig neidisch darüber aufgeregt, da ich mich
in einer Dreierwohngemeinschaft befinde und mich meine Wohnpartner ihren Sohn nennen.
In Bonn dann an das Trio geheftet, da meine Ortskenntnisse nicht mehr die frischsten
waren und den ganzen Weg kein Wort mit denen geredet. Bloß zur Begrüßung die paar
Worte: „da ihr den Weg zum Bla bestimmt besser kennt als ich, hefte ich mich mal bei
Euch dran. Ich sag das nur, damit ihr nicht denkt, was ist das denn für ein Spinner hier“.
Am Bla angekommen die am Bahnhof käuflich erworbene Dose Bier geöffnet um schon mal
vorzuglühen. Keiner hier, den ich kenne. Habe eigentlich mit ein paar Porzern gerechnet,
die man in Köln ja manchmal auf Konzerten sieht. Aber keine Sau da und somit kein
gepflegter Smalltalk möglich. Irgendwann kommt dann doch noch ein Bekannter,
aber er war mit zig Leuten da. Also mach ich es doch so, wie Hammerhead es in
einem Lied predigen: Ich sauf allein.
Hat schließlich auch was für sich, so alleine auf `nem Konzi zu sein und zu saufen.
Hat irgendwie was meditatives auch wenn’s zwischendurch stinklangweilig wird. Aber
das Bild vorm Bla ist echt zu schön. Zig Punkrocker in Anzügen. Zwei Zylinder werden
auf Köpfen spazieren getragen und überhaupt sieht es hier aus, wie auf einer
Hochzeit. Schön, schön.
„Beginn 20:00 Uhr. Pünktlich!“ stand auf einem Zettel. 20:15, ich sauf allein. Na,
wird gleich schon losgehen. 21:15, ich sauf allein. Immer noch nix, was irgendwie
nach einem baldigen Beginn auszusehen scheint, außer das der Laden immer voller geworden
ist und ich mich fühle wie eine Erbse im „SchätztmalwievieleErbsenindemGlasdrinsind-Glas“.
Irgendwann geht’s dann endlich los, ich hab schwer einen sitzen und keinen Bock mehr.
Wenn es zu eng ist, macht es mir keinen Spaß. Überall Zigaretten in den Händen und
es ist, wie gesagt, absolut eng. Wäre ich ein Stück Kohle, ich würde den Laden als
ein Diamant verlassen. Ich schätze schon mal grob die Brandlöcher, die mein bisher nur
einmal getragener Anzug heute abbekommen wird. Nachdem die Trauerrede vorbei ist, legt
die Band los und der Pogomob drückt mich aus Reihe 5 in Reihe 10. Das Bier spritzt ohne
Ende durch den ganzen Raum, es wird gestagedived und gut abgegangen. Ein leeres
Tablett macht eine kleine Reise auf die Bühne, um sich von dort wieder auf den
Weg Richtung Publikumsboden zu machen. Jedoch entschließt es sich vorher noch schnell,
irgendeiner Frau gegen den Kopf zu prallen, die danach aussieht, als habe sie große
Mühen, die Tränen der Wut und des körperlichen Schmerzes zurückzuhalten.
Nachdem ich einer fliegenden Bierpfütze nicht ausweichen konnte, entschloss ich mich
dazu, mir die Band von draußen her anzuhören. Es folgte eine Aneinanderreihung von
sinnvollen Tätigkeiten wie: mal wieder reingehen, mal wieder rausgehen, Kippe drehen,
Schluck Bier nehmen, mal wieder reingehen, sich am Tresen zum unbeliebten Affen machen
und lauter so `ne Dinger eben. Irgendwann Konzi vorbei. Gespräche belauscht. Alle
zufrieden. Muss wohl gut gewesen sein und einmal haben wohl auch alle aus der Band
zur gleichen Zeit den gleichen Ton getroffen. Noch auf ein Bier zu dem Bekannten
und seinen Leuten gestellt und mehr durch Zuhören als Reden geglänzt und dann ab zum
Bonner Hauptbahnhof. Da durch den Alkohol jegliche Kritikerkompetenzen verschwunden
waren, wusste ich nicht, ob ich das Konzert nun gut oder kacke fand. Aber egal,
denn wie singt doch da noch mal so `ne Kölner Punkkapelle?
[...] Und am Ende fand man`s geil denn man war selbst dabei [...]
Prost! Nicht der Kollege, denn der war nämlich auch nicht da
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