Samstag, 02.Oktober, Das frivole Burgfräulein, Down by Contact |
Jau, nix zu tun, Clausomat auch nicht, also ab in den Nordwesten von
Köln, weil da irgendeine Veranstaltung ist, die man eigentlich meiden
sollte, weil die so einen scheiß Hippienamen hat, von wegen Verständnis
und Toleranz und Blumen und Bienchen für alle und keine Ahnung watt
noch alles!
Das soll wohl schon Mittags losgegangen sein, wir kommen abends an, als
gerade DIE FIDELEN SENIOREN vorbei sind. Toll! Ausgerechnet die sollen
recht witzig sein. Egal, rein, und weil wir Besucher Nummer
keine-Ahnung sind, bezahlen wir nur drei statt fünf Euro. Aha,
grandios!
Ich kann uppmaachen, Clausomat guckt so zu. Das Räumchen ist gut gefüllt
mit ziemlich jungen Leuten, die scheinbar schon Jenseits von Gut und
Böse besoffen sind. Na also, geht doch! Direkt vor der Bühne steht
keiner mehr, die meisten sitzen am an der Wand rum, weil da
originellerweise so Bänke rumstehen. Hier und da rennen die üblichen
hundert Jahre alten Sozialarbeiter rum, und an der Theke, wo man Bons
fürs Bier kaufen muss, weiß ein Mädel nicht genau, wo sie mich denn
jetzt zum Bons holen hinschicken soll. Hä? Kratz am Kopp. Egal.
DAS FRIVOLE BURGFRÄULEIN fängt/fangen an. Vier Typen, Standardbesetzung.
Rechts ein alter, dürrer Typ, Marke Basslehrer, passenderweise mit
Fünfsaiter unterm Hals, pfui, links der Langhaargitarrist, hüpft schon
mal lustig rum oder macht Faxen, wirkt recht sympathisch, hat aber
einen unglaublich beschissenen Sound, der so kacke noch nicht mal von
gebrauchten 20 Euro-Fußtretern imitiert werden könnte! Der große
Sänger, mit langen schwarzen Haaren, trägt einen schwarzen Rock und hat
das NEUBAUTEN-Männeken aufm Arm tätowiert. Wirkt als Sänger einer
solchen Band wie ein netter Düster-Elektro-Mann mit viel Humor! Und ich
schätze, das Durchschnittsalter der Band ist doppelt so hoch wie das
Durchschnittsalter des Publikums. So in etwa.
Die legen los, und alle scheinen so brack zu sein, das keiner mehr tanzt
oder rumsteht, sondern alle nur so halb fertig rumsitzen und zuhören.
Hm, wirkt leider ziemlich mau, so fürn Konzert, aber na ja. Die Band,
und speziell der Sänger, versprüht viel Spielfreude, was dann auch Spaß
beim zugucken bringt, nur die Animationen von wegen „wo seid ihr“ und
„könnt ihr noch“ schlagen total fehl, und wirken bei der Audienz hier
komplettomat peinlich. Die Songs sind nette Punkrock-Kracher, teilweise
mit starkem Mitgrölfaktor, und der Schlagzeuger macht mir den Eindruck,
als könnte der wirklich spielen, und ist mit einer Punkrockband stark
unterfordert, zumal der die ganze Zeit Spökes da hinten veranstaltet,
Scheppen zieht und dabei abwechselnd, mal links mal rechts, den Stick
in der Hand dreht, und dabei noch sauber spielt! Hut ab! Geil!
Der Sänger erlaubt sich dann den Scherz, und hängt sich einen Bass um,
der selbstverständlich gar nicht eingestöpselt ist (!), und post damit
einfach nur total sinnlos rum. Sieht geil aus, ist total überflüssig!
Geil! Und es sieht sogar so aus, als hätte er nicht die leiseste Ahnung
von dem Gerät, sondern will einfach nur n bisschen schärfer
daherkommen. Tja, gelungen!
Das macht er dann immer so ein bis zwei Songs, stellt den Apparillo
wieder weg, und schnallt ihn sich später wieder um. Ich rufe ihm zu, er
solle doch mal durchstimmen, er dreht n bisschen rum und lässt
fachmännisch verlauten: „Der stimmt!“ Aha, gut.
Das Schärfste allerdings am ganzen Konzert ist das Mädel, was sich nicht
mehr gerade auf ihren eigenen Füßen halten kann, aber un-be-dingt als
einzige vor der Bühne rumtanzen muss. Naja, eher rumtorkeln und dabei
über die eigenen Füße fallen und sich am laufenden Meter in den Siff
auf dem Boden auf die Fresse legen. Ziemlich coole Show! Yeah!
Wahrscheinlich eher aus Mitleid tanzen dann doch noch ein paar Leute
mit, wobei die Rumpogerei ihr auch alles andere als hilft senkrecht zu
bleiben...
Naja, die Band wirft noch mal ganz geschmeidig und absichtlich
erbärmlich das Smoke on the Water-Riff ein, Applaus, und Ende. Tja,
beim nächsten Konzert Songs lernen, hin, Kopf abschrauben und
mitgrölen. Und dabei so besoffen sein, das man sich immer selber auf
die Fresse legt, dann hat man höchstwahrscheinlich einen unglaublich
geilen Abend!
Aber auch so ne recht coole Band!
Dann DOWN BY CONTACT. Normalerweise stinken Metalbands, egal welcher
Art, ja immer in Jungendzentren ab! Zumal hier so
Normalo-Punkrock-Kiddies rumhängen erwarte ich nix Gutes für die! Aber
während dem Aufbau füllt sich der Raum richtig gut, leckomat! Die
müssen hier aus dem Kaff kommen, und haben ihre Schulklassen
mitbräächt, oder so!
Die Jungs stiefeln auf die Bühne, und sehen aus wie die typischen
Zwölftklässler: Streifenshirts, lange Haare, wahlweise als Kraut, zum
Zopf gebunden oder hinterm Ohr kleben, und ich bin wirklich auf alles
gefasst. Die legen los, und meine Herren, irgendwie schon recht cooler,
abgehackter New Metal-Kram! Fünf Typen in Standardbesetzung, die
Gitarren allerdings (irgendwie ja standesgemäß!) viel zu hoch hängen,
aber, na ja, New Metal-Like halt. Aber wenn man das schon so macht,
dann hat man gefälligst auch in die Knie zu gehen! So! Machen die aber
nicht! Punktabzug!
Der Schlagzeuger hat das ganze Konzert über Kopfhörer aufm Kopp,
wahrscheinlich mit Klick, was allerdings nicht unbedingt notwendig
wäre, weil er doch eher Standard-Kram spielt, dafür aber entsprechend
sauber und ohne Tempo-Rumleierei. Aber selbst das wäre der Audienz
egal, weil alles tanzt, mitwippt und sich sogar im Arm liegt. Erste Mal
aufm Konzert? Egal.
Tja, einige Riffs ähneln sich doch stark, und nach und nach kommen immer
mehr Stücke zum Vorschein, die es besser nie ans Tageslicht geschafft
hätten, so als hätte da jemand viiiel zu viel PEARL JAM gehört, und das
auch noch gut gefunden! Aua aua aua.
Aber die Riffing-Bratsachen haben teilweise schon richtig was, und der
Basser kloppt sich die Finger aufm Bass wund, und der Sound knallt
richtig knackig nach vorne. So ein Sound hätte ich mir in der Schule
auch gewünscht, leck mich in de Täsch, war ich aber immer Lichtjahre
von entfernt, nicht zuletzt, weil die wahrscheinlich einige Taler mehr
da rein investiert haben als ich meine 150 Maak früher.
Der linke Gitarrist mit dem Kraut aufm Kopp sorgt öfter mal für Wah Wah
wacka-wacka-Sounds, igitt, was er allerdings noch relativ sparsam und
akzentuiert macht, wie es so schön heißt, und der rechte Gitarrist
dürfte so SLAYER-mäßig unterwegs sein, und bringt auch wenigstens mal n
anständiges Solo, Applaus!
Joh, Claus langweilt sich wahrscheinlich zu Tode, und ich kriege mit,
das eine (von Sage und Schreibe Zwei) Fast-Einstelligen, die hier
rumrennen, selbstverständlich die Freundin vom BURGFRÄULEIN-Sänger ist,
war ja klar, und die andere darf ich wahrscheinlich erst in einem Jahr
Bewerten oder so, also erst gar nicht hingucken!
Also Band ist OK, und die werden sich machen, und dann in ein paar
Jahren, als Band oder jeder Musiker einzeln, werden die mal ganz
geschmeidig, und unglaublich lässig aus der Hüfte, so alles
niedermetzeln, was so geht! Aber noch nicht. Trotzdem schon das Geilste
Gehüpfe mit Schülerbandflair was ich bisher so gesehen hab!
Naja, ab nach Kölle rinn, mit dem Frank treffen, noch ein Jedeck mitm
Flo Köbisch reinfegen und dann ab auffe Metallerpachty. Unterwegs
sitzen Frank und ich an der Bahnhaltestelle, n bisschen öffnen, und
irgendein Arsch sitzt in der Bahn und gibt ohne Anlass eindeutige
Asi-Zeichen zu uns rüber. Was der Typ (Marke Lappen im Quadrat!)
allerdings nicht sieht, ist, das der Schaffner gerade ausgestiegen ist
und telefoniert, und dementsprechend die Fahrt so schnell nicht
weitergeht. Frank trinkt aus, lässt mich wissen das er mal zu dem Typen
geht um nachzufragen was denn los ist, steht auf, geht in die Bahn,
baut sich vor dem Typen auf und sagt: „Irgendwelche Fragen?“ Dem Typen
fallen bald die Augen raus, der sagt keinen Ton, und Frank kommt
wieder, setzt sich neben mich und trinkt zufrieden weiter...Grandios!
Naja, der SKUM-Basser feiert Geburtstach, jescheiterweise aber irgendwie
in der Hütte vom Kumpel Durait und datt Mandy, keine Ahnung warum, aber
als wir ankommen, ist der eh nicht mehr da, und die meisten anderen
auch nicht. Kaum drei Uhr, schon müssen die Metaller Heia machen? Kann
doch nicht sein. Jedenfalls Nikola und Siggi haben wohl schon verdammt
gut uppjemacht, alle Achtung, und Siggi kriegt Salat vom Bauch geleckt,
lecker. Joh, dann noch den ein oder anderen, gaanz geschmeidigen
Cocktail reinfegen, den dat Kascha mischt. Huppala, Kascha mischt? Wenn
die wat zusammenschüttet, dann macht die das wahrscheinlich so, wie
andere Leute Wasser mit Limo zusammenkippen, also immer hau ruck! Aber
nö, schmeckt richtich lecker, hmm, schlürf, freu, grins. Essen steht
auch parat, wir haben das Schlaraffenland gefunden, geil!
Abhauen wird allerdings schwer, weil der abgeschraubte Nikola das
ü-ber-haupt gaaaanich einsehen will, ächz stöhn, aber geht doch noch,
und ich mach lieber direkt beim Frank Heia, bevor ich mal wieder in
maßloser Selbstüberschätzung an der Endstation Keineahnung aufwache.
Mann, da hamwa uns aber wieder unglaublich jescheit jemacht! Boh, sind
WIR geil! Prost! KOLLEGE 10/04
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