duschen ist KEIN heavy metal
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Samstag, 04.09.04, D-SAILORS und PORTERS (Viersen):
Irgendwann, mitten in der Nacht im schönsten rum-geuppmache, erzählt mir der Frank, das ich am Wochenende bei den D-SAILORS mitfahre. Er macht den Fahrerarsch, ich soll gefälligst uppmachen. Im gleichen Moment vergesse ich das wieder.

Schnitt. Wochenende.

Ich denke gerade drüber nach, ob ich mich vielleicht mal um den Abend kümmern sollte, da ruft der Frank an (ganz alleine, von sich aus!) und gibt Befehle wann ich wo zu sein und uppzumachen hab.

Alles klar, einfacher geht es ja gar nicht mehr. Hin, hopp in den Bus und nach Jülich Rockcity die mächtigen D-SAILORS abholen, die gerade noch proben. Der Bachner kommt auch, der WSK- und D-SAILORS-Mischer, verpisst sich aber direkt wieder, als er hört, das die Bandklamotten noch in den Bus geschleppt werden müssen mit den Worten: „Ich bin dann so lange noch zu Hause. Klingelt einfach gleich bei mir wenn ihr soweit seid...“ Aha. Und tschöööjjj. Ist ja bekanntlich immer gut, wenn sich alle große Mühe geben, und zum Wohle der Band an einem Strang ziehen. Auch wenn der Strang vielleicht zu Hause über der Couch hängt.

Naja nun gut. Ab ins Kaff Viersen, Größe so drei mal Morsbach, und da ist so ein komisches irgendwas, nennt sich coolerweise „Fearsen Kneipenfest“, und das geht da so ab, das in jeder Kneipe ein paar Bands spielen, die halt ins entsprechende Ambiente passen, und das ist aufgezogen wie ein großes Spektakel, praktisch wie eine Großkirmes ohne Großkirmes. Als der offizielle Beginn von diesem Happening hier ist, stehen wir draußen beim Mercher Diz, der nur mitten auf dem Dorfplatz im Zelt Merch verkaufen darf. Hm. Haben sich die Veranstalter so ausgedacht. Tja. Kommentar überflüssig. Jedenfalls tummeln sich hier so furchtbar viele Leute, wie Sonntag Nacht aufm Aussichtsturm in Morsbach: Null.

Na egal. Die SAILORS spielen in einem Irish Pub. Hä? Sailors und Irish Pub? Naja keine Ahnung wie das jetzt zusammenhängt, aber datt Pub is urgemütlich und die zweite Band PORTERS sind über und über tätowierte, nette Jungs, die so irische Musik machen, abwechselnd elektrisch und akustisch. Irgendwie saulässig, so mit Quetschebüggel und Banjo! Und weil die dritte Band ausgefallen ist, müssen die das erste, das zweite und das vierte Set bestreiten, und die SAILORS sind als drittes dran. Öfter mal was Neues!

Gut, Bachner macht einen sehr amtlichen Job, ist ja auch nicht leicht sechs Leuten auf der kleinen Bühne einen anständigen Sound aufm Monitor zu geben, und zusätzlich die ganze Sache nach vorne raus zum Publikum noch nach was klingen zu lassen! Also Respekt! Einer von den PORTERS merkt beiläufig an: „Ey, der Typ mischt ja echt gut, aber laut!“ und hält sich dabei die Ohren zu. Tja, was wohl wesentlich öfter im Zusammenhang mit dem Namen „Martin Bachner“ auftaucht, als das Wort „schleppen“, ist: „Die roten Lämpchen sind auch bezahlt!“.

Egal, ich kann umsonst uppmachen, da will ich mich mal nicht lumpen lassen! Hau ruck, Irish Pub-Bier. Kriegt man auch nicht alle Tage. Vor allem nicht, weil die hier Kölsch haben... Lecker Kölsch!

Den Aufpasser-Typ kenne ich vom Force Attack, da war er der große Bühnenchef. Netter, ebenfalls schwer tätowierter Kerl! Sein Aufpasser-Kollege, den ich ebenfalls laut seinen Angaben vom Force her kennen sollte, habe ich allerdings noch nie gesehen. ...glaub ich zumindest...

Der Sänger der PORTERS raucht ziemlich coole Kippen, die heißen irgendwie „Ruhrpott“ oder so, gibt es auch nur im Selbigen zu kaufen und kosten nur n Appel und n Ei. Der Sänger dazu: „Da weißte wo Du herkommst!“ Geil! Applaus!

Joh, vorsichtig kommen die ersten Leute, und die PORTERS machen ihr akustisches Set. Danach verabschiedet sich der Sänger (der im übrigen eine unglaublich geile, raue, verrauchte und versoffene Stimme hat!): „Gleich spielen wir dasselbe noch mal, nur total besoffen!“ Und dann machen die Jungs sich ans Werk. Prost.

In der Zeit gehen wir mal die Fußgängerzone lang und gucken in die anderen Kneipen rein, was da den für lustige Musikanten Tönchen machen. In einem gepflegten Bonzenbistro steht eine Jazzkapelle mit Kontrabass und machen Fahrstuhlmusik. Oh yeah, baby! Davor stehen Bonzen, oder solche, die es gerne mal werden möchten, an Stehtischen und süppeln Prosecco oder Martini. Geil! Meine Welt! So will ich auch mal werden, fehlt ja nicht mehr viel!

In den anderen Kneipen passiert auch nix, also zurück, da kost´ mich datt Bier nix. Mittlerweile spielen die PORTERS, wie angekündigt, das zweite Set, das die gleichen Lieder wie das erste beinhaltet, allerdings dieses Mal mit verzerrten Gitarren, und, wichtig: Uppjemacht! Irgendwie geil! Sind auch schon mehr Leute da, Stimmung gut, macht Spaß. Ich bin ja eigentlich gar nicht so für diesen irischen Kram, aber so macht das echt Spaß! Jetzt kann ich auch verstehen, warum Leute darauf abfahren! Prost.

Dann die D-SAILORS, und vor der Bühne natürlich tanzende Ladys. Die Kneipe ist sehr gut gefüllt und die SAILORS bieten gewohnt geschmeidige, musikalische Kost, und es macht mir auch jetzt beim hundertsten Mal noch Spaß zuzuhören und zuzugucken. Geile Band, coole Live-Darbietung! Schande über alle, die die neue Platte „Lies and Hoes“ nicht im Schrank stehen haben! Und neben sich leicht rumschubsenden Typen stehen saufende Kerle neben eben jenen tanzenden Ladys, und alle haben sich lieb. Ist doch wohl OK. D-SAILORS machen die Menschen lieb. Und ich sage es zum tausendsten Mal: Ich will auch mal ne Skaband haben, wo geschmeidige Ladys vor mir rumtanzen! Ende.

Gut, Konzert vorbei, und der Sänger der PORTERS fragt, ob ich nicht was singen kann, weil er zu besoffen ist (Was ein Gott!). Natürlich kann ich, super Idee! Gitarre geschnappt und „Filmriss“ zelebriert. Och Gottchen, auf was für unglaublich originelle Ideen man doch kommen kann, wenn man nur kräftich genuch uppmacht: „Filmriss“. Wer hätte das gedacht? Und kaum fang ich an, hüpfen ein paar Typen ans Mikrofon und brüllen aus Leibeskräften mit, nää wattn Spässken! Uppmachen uppmachen über alles!

Joh, danach die PORTERS, zum dritten, und jetzt wird lustig getanzt und ein bisschen rumgepogt, der Kasper wird ausgepackt, denn jetzt sind auch alle locker genuch. Ich auch. Geile Partyband, coole Saufstimmung, und irgendwann ist der Spaß zu Ende, einpacken, ab in den Bus.

Dann geht es Richtung Heimat, aber statt ins Bettchen fährt der Frank die Band und den kleinen Kollegen noch auf eine Party mitten im Nirgendwo (Anmerkung: Nur der SAILORS- Gitarist Ingmar wollte unbedingt nach Hause gefahren werden!) Naja. Aber egal, da auf der Party gibbet watt zu essen und watt zu trinken, ich mein, wemma schomma dabei sind: Prösterchen. Die Party macht allerdings irgendwie den Eindruck, als wären schon alle gegangen, aber macht ja nix, andere Leute auf Partys saufen mir eh nur das Bier weg!

Am nächsten Morgen wache ich in einer fremden Umgebung auf, mit diesem typischen, ersten Katergedanken: „...hä??“

Ach Du Scheiße: Ich habe es hier scheinbar so geil gefunden, das ich als einziger direkt hier geblieben bin. Himmel hilf! Aber Moment, gab doch Freibier! Ah, ich war also n bisschen jescheit! Ich kann mich also auf mich verlassen, gut zu wissen...

Zum Glück werde ich netterweise noch geschmeidig zum Bahnhof gefahren, der ja nur unwesentliche tausend Kilometer durch den Wald entfernt ist, und von da aus wundert es mich echt, das da keine Postkutschen fahren, sondern tatsächlich so was ähnliches wie Bahnen, so richtig auf Schienen und so. Zwar muss man ein bisschen warten, weil diese Bahn-Imitationen nicht unbedingt sonderlich oft verkehren, aber immerhin! Hab ja Zeit. Lallalla aua Kopf aua Kopf aua Kopf lallalla...

Ich sinn ja schließlich aus Murschbich (daheem!), bei uns fahren ja auch nur höchstens drei Busse die Woche, aber auch nur, wenn der Fahrer Lust hat und nicht aus lauter Langeweile in den Graben fährt!

Naja, drei Jahre später bin ich dann auch endlich zu Hause bei meiner Kopfschmerztablette, die ich aber dann gar nicht mehr brauche. Oh, wie praktisch! Da hab ich ja noch Vorrat fürs nächste Mal!

Später lasse ich mir noch erzählen, das der Ingmar, der ja unbedingt nach Hause wollte, Stunden später vom Frank aufgesammelt wurde, wie er -mit einigem Seitenwind- an der Tanke watt zum uppmaachen koofen wollte. Also Däumchen hoch, ziemlich jescheit! Soviel dazu. D-SAILORS for Weltherrschaft, Ingmar for President! Prost.


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