duschen ist KEIN heavy metal
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03.12.2002, E-Werk (Köln):
So, seit gestern ist Lars von Fingers bei mir zu Besuch, um unsere neuen Songs (keine Angst, mit dem Album dauerts noch) auf 8-Spur zu bannen. Als guter Gastgeber habe ich selbstverständlich für ein ausgewogenes Touristikprogramm gesorgt und heute abend gehts zum alten Sack mit der Lederpeitsche. Musiker werden immer mal wieder gefragt, was denn so ihre erste selbstgekaufte Platte war - und da kann ich mit stolzgeschwellter Brust behaupten, im zarten Alter von 13 Jahren in den Laden gegangen zu sein und mir Alice Cooper's TRASH! gekauft zu haben. OK, es war auch LOOK SHARP von Roxette dabei, aber wer will sowas schon hörn. Desweiteren verfüge ich über Kenntnis des Hey Stoopid - Albums und Constrictor.

Lars macht im Proberaum überstunden, während ich mir schon die Vodkas, die ich Sonntag nicht getrunken habe einverleibe. Als er adann endlich da ist, und wir uns mächtig beeilen müssen, fällt als erstes der Mangel an Bier auf : kiosk geschlossen - Scheisse. Im Proberaum stand 'ne ganze Kiste. Toll. Unterwegs treiben wir aber doch noch welches auf und wir setzen einen guten Zug vor . Treffpunkt im E-Werk ist die Theke links vor der Bühne, wo wir dann auch den Schubbatt, Herrn Travolta und Gemahlin, sowie Frau Klein (heuete mal wieder sehr zutraulich) mit Cousin treffen. Sehen tun wir die letzten drei Songs einer Vorband die mal wieder daherkommen wie die Backyard Babies für Diabetiker. Das scheint in den letzten jahren Pflicht zu sei, wenn man aus L.A. kommt und Rock'n'Roll spielt. Angekündigt waren die L.A. GUNS, bekanntlich die Vorläufer von Guns'n'Roses, hätten sie auch gut sein können. Nur leider steht auf dem backdrop DOGS D'AMOUR, ein Schriftzug, der auch am Merch häufig zu lesen ist. Egal- weil Band belanglos. Gibts in besser für viel weniger Geld.

Ich erwarte heute ein ganz schlechtes Konzert, weil Herr Cooper ja auch nicht mehr der jüngste ist, nicht mehr so viele Platten verkauft wie früher, weshalb die Plattenfirmen auch nicht mehr so ein riesen Budget für die Bühnenshow ausgeben. Dann ist die neue Platte ein Haufen unerträglicher New Metal Kacke, die auf diesem Konzert keiner hören will, der Meister sie aber trotzdemm spielen muss. Dieses komische NEW Metal. Das Wort alleine passt schon nicht, denn das Publikum sieht sowas von OLD aus, dass wir unter Garantie die Jüngsten hier sind. Und soo jug bin ich auch nicht mehr. Also grosse spannung blablabla BUMM! ZACK! Nebel 1-2-3-4 und es geht los: Alice geschminkt wie immer mit abgerissenen Klamotten (die er im laufe der Show ständig wechselt), dafür aber im tollen silbernen Mantel. Während des ersten Song s spielt er immer mit 'nem Samurai - Schwert rum, was natürlich lächeröich aussieht - aber wer will hier schon ernste Kost geboten kriegen? Kommen wir zur Band. Was schon mal gar nicht geht, ist der Bassist. Schwarze Pilotensonnenbrille, Jeansweste, abstehende Haare und den bass auf Brusthöhe. Wie Bitte????? Wir sind hier bei Alice Cooper, verdammt! Zu allem überfluss kommt der auch noch aus Köln, wie Alice bei der Bndvorstellung verlauten lässt. Diese ist übrigens die einzige Stelle, bei der er zum Publikum spricht. KEINE einzige Ansage bei 1 1/2 Stunden Konzert. Respekt. Ein Gitarrist aus Hollywood, der ein basichen wie Robbie Williams aussiht, und einer aus London, der auch bei Bruce Dickinson auf Wacken gespielt hat. Der Schlagzeuger kommt auch aus Deutscland und ist ein begnadeter Poser ( zwei 24"Bass Drums!). Dafür legt er ein noch langweiligeres und noch schlechteres Schlagzeugolo als Herrmann Rarebell auf der SCORPIONS - tokyo tapes Live LP hin. Setzen, sechs! Sitzt ja schon. Trotzdem sechs. Herr Cooper jedenfalls zieht Bühnenshowtechnisch adas volle Programm durch. Mit Zwangsjacke, Krankenschwestermord, medikation, Leichenteilen, Guillotine undundund gibts das violle Theater/Musical - Brett. Vor allem der Songauswahl wegen. Es gibt bestimmt 5 oder 6 Songs aus der zeit von '73 bis '75, darunter Billion Dollar Babies, Welcome To My Nightmare und Only Women Bleed. Von Hey Stoopid! gibts nur Feed My Frankenstein und Trash! wird mit Poison und dem Titelstück selber, was ich völlig überflüssig finde, repräsentiert. Zwischendurch ein paar neue Songs zum Bierholen und als Rausschmeisser School's Out. Tja, das waren 90 min. (Old School - Tradition) Rockgeschcichte. Sollte man mal gesehen haben, vo allem, wenn man geschichtlich vorbelastet ist. Ob's die 35 EUR wert waren, weiss ich nich. Also, wenns noch Hurricane Years , Wind Up Toy oder Teenage Frankenstein - wahlweise auch House Of Fire gegeben hätte. dann wärs mehr was für mich gewesen. Aber ich denke, dass der Grossteil des Publikums mit der Songsuswahl zufrieden war, waren ja alle älter als ich...

Lars stellt an diesem Abend noch einen wichtigen Unterscheid zwischen alten und neuen Rockstars heraus. Wenn man sich heutzutage mal 'ne Band auf 'ner grösseren Bühne anschaut, die In-Ear Monitoring benutztn, dann sieht man den Sänger immer mit der einen hand an der Hüfte rumfummeln (da sitzt der lautstärkeknopf für seinen Gesang) und dem Monitormischer komische Zweichen geben. Die GANZE Show über. Früher hätt's das nicht gegeben, ha! Da hatte man zeit fürn Soundcheck, ziemlich viele, klobige Monitore vor sich (was ja auch einfach besser aussieht) und beim Konzert hatte man maximal nach dem ersten Song 'ne kleine Bemerkung zum Sound abzugeben, das wars dann aber. Oder aber wie Motörhead: Sich gar keine Mühe geben, das Problem zu verstecken und sich nach nem Song in der Mitte des Sets noch mal 10 Minuten zeit nehmen, den Monitormann zu ärgern. Unprofessionell, aber cool. Cool auch die MANOWAR Live DVD, zu der ich Lars noch bei ein paar Vodka zwinge. Pflichtstoff in Punkto Poser - und Schleimertum. Das Konzert am Freitag wird bestimmt eine Wonne, vor allem weil der Pornodäne hinter der Theke steht. Bis dahin, wir hören voneinander.

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