duschen ist KEIN heavy metal
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BITUME, DELIKAT, PAPAJAJUICE ADDICTS, Lux Ratingen, 31.Januar 2004:
Die DELIKATEN rücken aus Berlin an um zehn Ecken weiter im Lux zu tröten. Na, hin. Im Zug freuen sich alte Leute über saufende Typen die Smarties fressen, und in Ratingen führen uns ein paar Iros zum Lux, die selbstverständlich gebührend CHEFDENKER abfeiern. Wer hätte das gedacht?

PAPAJAJUICE ADDICTS

Heißen die so? Oder war das ne andere Frucht? Egal, der Castor, der Mann von der Sheena/Wiebke, die auch auf jedem Konzert rumlungern, hat also ne Band. Hätte ja auch mal was sagen können. Der singt da und spielt Bass. Normalerweise sind ja alle Bassisten Arschlöcher - überall. Naja, dann haben die noch einen Gitarristen, ein Schlagwerker und ein zierliches Mädel an der anderen Gitarre.

Der Job als erste Band ist immer scheiße, wird aber prima gemeistert. Musikalisch herrscht natürlich Punk vor, und man streitet sich, ob das Kopfmikro vom Drummer jetzt sexy aussieht oder albern. Höhepunkt: Das zierliche Mädel singt irgendwas von „ich nimm ihn in den Mund nur für dich und dann spritz mir ins Gesicht“. Um allem Niveaulos-bla vorzubeugen die nächste Ansage: „Moment mal! Es geht ja noch eine Schublade tiefer!“ Und es folgt ein noch fieserer Ficksong, ebenfalls von der Gitarristin gesungen. Tja, was soll ich sagen? Perfekt! Gewonnen!

Hinterher verspreche ich zum hundertsten Mal zu versuchen mir die Namen zu merken, und als der Castor mir erzählt, das er fast Arzt ist, falle ich noch mal kurz vom Hocker. Aber Band wie Publikum hatten Spaß, hui!

DELIKAT (www.delikat.net)

Tja, was soll man sagen? DELIKAT machen in der Hauptsache Ska mit einem kräftigen Schuss Punkrock und haben einen singenden Basser. Bass spielt er recht OK, und die Stimme kann jetzt schon alles! Die klingt ziemlich rau, und wenn der noch ein paar Jahre kräftig raucht und Whiskey säuft, dann hat Lemmy einen anständigen Nachfolger gefunden.

Normalerweise sind drei Tröter am Start, heute nur zwei. Und von denen kann immer noch keiner die Simpsons-Melodie. Verdammt! Der eine ist klein und wirkt eher verschüchtert, der andere hat eine Wollmütze auf und tanzt die ganze Zeit im lässig-sympathischen Surfer-Style. Okeomat, und Tröten können die echt gut.

Der Chrü spielt (die tief hängende!) Gitarre und wenn es passt steht die auch mal senkrecht - sehr gut. Und der hat ziemlich amtliches Equipment am Start, weshalb die Gitarre auch saugut klingt!

Am Schlagzeug sitzt der gar nicht mal so heimliche Grund unserer Anreise - dat Carolita Super-Elite-Pferd! Die spielt nicht nur ziemlich artig, sondern weiß auch was mit der nach unten offenen Bierskala anzufangen und sich entsprechend Mühe zu geben: Heute kommt sie ganz in weiß mit Röckchen und MISFITS-Shirt daher und markiert den Engel zwischen einem Haufen besoffener Punks. Unglaublich! Mir wären fast die Augen rausgefallen!

Joh, während dem Konzert wird im Publikum sehr fleißig getanzt, Jungs wie Mädels, wie das halt so bei coolen Ska-Truppen ist, und die Coverversion von „Grüne Haare“ von KNOCHENFABRIK bringt der Chrü anständig mit Verpatzer am Anfang, ganz so wie damals die Originalband.

Am besten war die Aktion, wo der Chrü in einer Ansage genüsslich Kölsch süppelt (was in einer Altbierdomäne wie Ratingen tödlich enden kann!), und mitteilt, das Kölsch super schmeckt. Ich wäre beinahe abgebrochen!

Ansonsten auf ganzer Linie gewonnen! Glückwunsch!

BITUME

Bei BITUME stehen immer noch alle Leute im großen Halbkreis vor der Bühne, nur Thomas steht vorne, und ist so voll, das er es kaum noch schafft, einen Fuß auf die Bühne zu stellen ohne umzukippen. Dabei versucht er ständig Luftschlangen an die Mikroständer zu hängen und das Publikum scheint amüsiert.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich habe die noch nie gehört! Aber was die hier abliefern, kann einiges! Vier Männer, singender Gitarrist. Der Bassist sieht mit seiner Mütze über den Augen aus wie ein gesichtsloser Trucker, der seinen 16-Tonner gerade vor der Tür geparkt hat, um mal kurz hier einen zu reißen, und dann weiter sein Leben On The Road im Truck zu verbringen, und geschälte Pampelmusenstücke sicher von Italien über München nach Hamburg zu verfrachten! Fehlt eigentlich nur noch die angekettete Bulldoge hinterm Bassamp! Entsprechend geil sein Posing!

Die anderen hinken aber keinen Millimeter hinterher! Da wird fleißig abgegangen, ganz so wie sich das für eine anständige Show gehört! Schweiß, Krach, Posing und in-die-Fresse, alles da was es braucht um mein Herzchen höher schlagen zu lassen! An bestimmte Texte oder Passagen kann ich mich nicht mehr erinnern, aber die Jungs sind einfach nur total geil! Tja, ich hätte das geilen Rotzrock genannt, viel später höre ich aber auf deren Cd D-Punk. Hm. Nun gut.

Saufgeschichte zwei Millionen: Thomas ab nach Hause weil voll wie ein Eimer. Ich mit den DELIKATEN plus Anhang im Bus nach irgendwo. Chrü macht den armen Fahrerarsch, Rest säuft. Mit elf Leuten hat jede Sekunde ein anderer eine Idee, aber nach einer Ewigkeit kommen wir endlich in irgendeiner Kneipe an und können uns gemütlich einen ins Blech löten. Da sind auch zwei von BITUME und entpuppen sich als sehr, sehr nette Mitsäufer! Ich sehe mich gezwungen, mich mehrfach über das gesammelte Pack aufzuregen, da hier Perlen des musikalischen Grundwissens laufen, die keiner kennt! Rotzbande! Ich falte mich weg über die Erzählungen vom Superpferd (und zwar auf Briefmarkengröße!) und sonst uppmaachen und alles super. Prost.

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© by Dirk Holz, 2000-2007